Hallo an alle Freunde und Bekannte

 

Zuerst möchte ich mich ganz herzlich bei euch allen für die moralische Unterstützung bedanken welche Renate und ich in dieser Ausnahmesituation erhalten haben und noch bekommen.

Doch wie kam es überhaupt dazu?

Vorgesehen war, dass wir in Gramado einige kleinere Renovationsarbeiten an unserer Küche machen wollten. Immerhin sind inzwischen 17 Jahre vergangen, eine kleine Auffrischung ist also nicht übertrieben.

Womit wir nicht gerechnet hatten, dass auf dem Weg nach Gramado wegen dem vielen Regen die Strassen gesperrt wurden. Unser Ansprechpartner bei DHR Overlander bat uns daher den Besuch zu verschieben und erst eine Woche später bei ihm einzutreffen. Die einzige noch offene Strasse war nach Porto Alegre.

Gleichzeitig erhielten wir aus der Schweiz die Nachricht, dass es Renates Schwester sehr schlecht geht und sie ins Spital eingeliefert werden musste.

Renate hat sich daher entschieden sofort über Porto Alegre, das ja nur ca. 120 km von Gramado entfernt liegt, in die Schweiz zu fliegen.

Ich würde die Zeit bis Gramado auf einem sicheren Platz in Porto Alegre verbringen.  Zwei Tage lang war alles so wie geplant. Am dritten Tag, ich war zu Fuss unterwegs zum Einkaufen, da es für einmal nicht geregnet hat, bemerkte ich beim zurücklaufen zum Wagen, dass auf der Strasse etwas Wasser war. Sofort alarmiert wegen des vielen Regen fragte ich den Platzwart ob dies zum Problem werden könnte.

Kein Problem, bei vielem Regen gibt es das schon ab und zu aber genauso schnell würde dies wieder abfliessen.

100 Meter weiter oben ist eine grosse Polizeistation, wenn es ein Problem geben würde, gäbe es von da Alarm.

Da das Wasser nur auf der Strasse floss und ab und an etwas auf den Platz schwappte machte ich mir keine grossen Gedanken zumal ich ja in der Kabine 1,5 Meter über dem Boden stehe.

Am nächsten Morgen stand das Wasser bei meinem Standplatz etwa 10 cm hoch. Zum Wegfahren war es zu spät, da der Platz etwas erhöht liegt und das Wasser zu dieser Zeit auf der Strasse bereits eine Höhe von über 80 cm erreicht hatte, der MAN aber nur 70 cm Watttiefe hat.

Vorsichtshalber wechselte ich zum höchst gelegenen Platz und fuhr zudem noch auf meine Keile was nochmals gute 20 cm mehr an Höhe brachte. So vorbereitet müsste das Wasser ja wirklich hoch steigen damit es für mich zum Problem werden könnte. Die Stadt selber würde da ja schon zwei Meter unter Wasser stehen.

Am nächsten Morgen stand ich bis zur Achse im Wasser. Und noch immer wurde von der Polizeistation keine Warnung ausgegeben.

Nochmaliges Nachfragen, zur Beruhigung, an ein Wegfahren war ja schon lange nicht mehr zu denken, wurde mir versichert, dass es überhaupt kein Problem sei. Mit einem Dammbruch hatte da noch niemand gerechnet. Porto Alegere wird durch eine 4 Meter hohe  Mauer gegen eventuelle Staudammbrüche geschützt. Doch der anhaltende Regen und der Bruch eines Dammes haben diese Mauer einfach völlig ignoriert. Was dazu geführt hat, dass wir innert Stunden  bis zum Hals im Wasser standen und gut 30% Porto Alegres dazu.

Von jetzt an war nur noch an Schadensbegrentzung zu denken. Die nächsten drei Tage verbrachte ich damit im brusthohen Wasser zu sichern und abzubauen was machbar war.  Die zwei Lastwagenbatterien die nicht ganz leicht sind mussten ausgebaut und in die Kabine gebracht werden. Dabei durfte kein Werkzeug oder die Batterie ins Wasser fallen. in der braunen Brühe wäre es nicht mehr zu finden gewesen, Wasserstand ca. 1,2 Meter. Natürlich hoffte ich auf sinkenden Pegelstand, ich bin ja Positiv eingestellt. Doch das Wasser steigt und steigt. Als die Hydraulikpumpe unter Wasser noch leicht zu erkennen ist, war der letzte Moment um die Kabine nochmals zu schwenken und die Luftzufuhr vom Luftfilter zum Turbo abzubauen und so nach oben zu richten, dass möglichst spät Wasser da eindringen würde. Notabene immer im kalten Wasser und immer daran denken, ja nichts fallen lassen, sonst ist es weg und du hast ein weiteres Problem ohne Werkzeug.

Nun ist es ja nicht so, dass das Wasser nur braun ist, da inzwischen alle kleineren Autos mehr oder weniger unter Wasser standen ist die Brühe zudem mit Benzin, Diesel und verschiedenen Ölsorten vermischt, was zwar eine seidene Hautoberfläche gibt, aber erbärmlich stinkt und nach 30 Minuten auch anfängt überall zu jucken. Zudem sind alle in der Umgebung vorhandenen Toiletten durch den Wasserdruck entleert worden, aber nicht in die Kläranlage sondern bei mir auf den Platz. Was da alles herum schwimmt, will glaube ich niemand so genau wissen.

Was labbert der da, ist doch kein Problem, in 15 Minuten ist das doch geregelt, mag ja der eine oder andere denken. Aber eben nicht wenn du im braunen Wasser stehst und für jedes Werkzeug den Weg des Fahrzeugs zurücklegst um den Stauraum  zu erreichen, wo alles sicher bereit liegt.  Tunlichst die grössten menschlichen Exkremente umgehend was ja mit der Zeit  in einem zeitlichen Mehraufwand zu Buche schlägt, da ja nicht einfach eine Werkzeugkiste am Boden abgestellt werden kann. Gelaufen bin ich viel, aber warm ist mir dabei nicht geworden. Und wer mich kennt, Wasser beginnt bei mir bei 28 °C, vorher ist es Eis. Also mehr wie eine Stunde halte ich es nicht aus, danach ist eine heisse Dusche angesagt, danach warme Hose  und Fliessjacke  zum auftauen. Als das Wasser in die Kabine eindringt beginnt ein weiteres Highlight.  Natürlich habe ich alles vorher mit Klebeband abgeklebt. Aber das Wasser hier hält sich einfach nicht an meine Vorstellung und dringt, durch mir unbekannte Quellen schamlos ins traute Heim.  Doch es gibt auch Positives zu vermelden. Ab jetzt kann ich, da ich an der Türe innen einen Masstab angeklebt habe genau voraussagen wieviel das Wasser steigt. Nach einigen Stunden ist klar und ich kann einen Masterplan erstellen, wieviel das Wasser in den nächsten Stunden und Tagen steigen wird. Das bringt mich zwar an den Rand einer mittleren Panikattacke, lässt mich aber auch gut Schlafen, im Wissen, am nächsten Morgen noch mit trockenem Pyjama aufzuwachen. Am Problem selber ändert es aber eher wenig. Also muss ich ran. Was bedeutet ein weiterer Spaziergang im Wasser ist angesagt. Dabei entdecke ich voller Schreck, die Aussensteckdose; diese ist noch genau 1 cm über dem Wasserniveau. Nicht die Dose sondern die Pole. 10 Minuten länger hier in der Suppe rum gewurstelt und ich wäre vermutlich „sautiert“ worden wie es in der gehobenen Gastronomie glaube ich heisst.

Nichts wir rein und Sicherungen raus, 220V in der gut leitenden Brühe wären vermutlich sogar für meinen Geschmack etwas zu viel.

Blöd nur, dass die Aussensteckdose mit der halben Kabine an der gleichen  Sicherung hängt. Will heissen, kein Licht, kein Kühlschrank und kein Starlink mehr. Natürlich ist dies in keinem vernünftigen „Ratgeber zum Wohnmobilbau“ vermerkt, „Stellen sie sicher, dass die Aussensteckdose nie mit dem Licht oder der Starlink Antenne zusammen an einer Sicherung hängt. Sollten sie einmal in Porto Alegre in 1,5 Meter brauner Brühe stehen, müssen sie zwingend alles separat steuern können, ansonsten sie, wie der Depp (Name unter schwarzem Balken), in vorher schon genannter braunen Brühe sautiert werden können“ Alles klar?

Wirklich was brauchbares ist ja nie in Ratgebern zu lesen, wie hier was nützliches aus der Praxis. Einzelne Kabel abhängen und so die Aussensteckdose vom Strom trennen wär auch noch möglich, wie bei wer wird Millionär, 50/50 % Chance den richtigen Draht zu erwischen. Gegrillt zu werden macht mir aber nicht wirklich viel Lust und zudem müsste ich zum Messen wieder zurück in die Brühe.

Also verlege ich innerorts, will heissen in der Kabine etliche Meter Verlängerungskabel, da ja Starlink, Kühlschrank, Kaffeemaschine und Vacuumgerät  sich ab sofort eine Steckdose teilen müssen, ansonsten der Alte bei seinem nächsten Spaziergang in der braunen Brühe sautiert wird.

Aber zurück zu unserem oder meinem kleinen Problem, wie verhindere ich, dass die Hütte unter Wasser steht, um den Lastwagen brauche ich mich nicht mehr zu sorgen, da ist schon Land unter.

Irgendwann bin ich zu der Einsicht gelangt, das liegt ja gar nicht in meiner Hand, also für was sich Sorgen machen. Schadenbegrenzung ist daher angesagt. Alles was irgendwie nach Elektronik ausschaut oder ist, wird abgebaut, gereinigt und unter Vacuum verpackt. Auch wandert alles von Medis, Dokumenten, Drohne, die neu gekaufte Bohrmaschine und vieles mehr in Plastikbeutel.

Beim Gespräch mit Renate am Abend gibt sie mir einen guten Ratschlag. Mach doch ein grosses Loch in den Boden, damit das Wasser wieder abfliessen kann. Ich habe mir ja vor einer Woche eine neue Bohrmaschine gekauft und werde diese mal ausprobieren, wieso bin ich bisher nicht selber auf die  Idee gekommen? 

Ein Notfall Rucksack wird gepackt, alles natürlich unter Vaccum. Ein kleines Floss gezimmert, das muss Esswaren und Kleider transportieren. Und zuletzt, muss der Wechselrichter ausgebaut und an eine höhere Stelle gebracht werden. Nun ist alles geregelt und ich kann,  oder muss das Fahrzeug verlassen, ohne Strom ist es nicht mehr möglich im Fahrzeug abzuwarten. Ich bin ja jetzt schon seit 4 Tagen alleine hier, tagsüber erledige ich alle Arbeiten, versuche ab und an mit Renate zu sprechen, was auch nicht ganz einfach ist. Ihrer Schwester geht es wirklich mies und Renate verbringt zum Teil sogar die Nacht im Spital.

Bei mir ist in der Nacht die Hölle los. Nichts mit Ruhe. Tag und Nacht fliegen die Helis über mich. Gleich in der Nähe ist ein Militärflughafen und alle Rettungshelis bringen geborgene Personen da hin. Ein Auto versinkt in den Fluten: Wer es noch nie erlebt hat, hier die Realität.  Ein Wagen geht nicht einfach im Wasser unter. Zuerst fängt es an zu Hupen, zwischen 30 Minuten und einer Stunde je nach Model. Bleibt der Besitzer seinem Fahrzeug untreu oder wie hier auf dem Parkplatz in Flughafennähe, meist nichtsahnend in den Ferien irgendwo am Strand, Hubt und Blinkt es gleichzeitig.

Da es hier jetzt 4 Tage schon keinen Strom mehr gibt, ist es stockdunkel, ideal für eine Beobachtung ins All, da kein Fremdlicht stört.  Wenn der Regen nicht wäre, kommt natürlich dieses Blinken aller verfügbaren Lichter sehr gut zur Geltung. Was meinem Schlafbedürfnis aber eher weniger entgegen kommt. Jedes Fahrzeug hat da natürlich seinen eigenen Sound und Lichteffekt plus Rhythmus. Durch die verschiedenen Bauhöhen der Fahrzeuge ist daher sichergestellt, dass selten zwei gleichzeitig diesen Heidenlärm verursachen. Da ich ja nahe am Flughafen stehe und ein weiteres Parkhaus gleich daneben steht und eine weitere Fläche einem Autovermieter gehört ist für genügend Nachschub gesorgt. Ist einmal Ruhe werde ich durch Schüsse geweckt, vermutlich irgendwelche Plünderer die sich mit der Polizei uneinig sind. Wenigstens schiessen die ohne Licht. Dazu das immerwährende Knattern der Hubschrauber die Tag und Nacht Leute bergen.

Eine mehr wie gespenstische Situation.

Den Lastwagen zu verlassen ist mir richtig schwergefallen. Nach 24 Jahren auf der Strasse ist es unser Zuhause, wie viele Emotionen daran hängen ist mir jetzt erst klar geworden.

Eine grosse weisse Fahne sollten die Helfer auf mich aufmerksam machen. Renate hatte ja aus der Schweiz und über die Botschaft organisiert, dass ich abgeholt werden sollte. Einige Schiffe sind auch durchgefahren, haben aber nicht auf mich reagiert. Nach 3 Stunden habe ich beschlossen nach vorne zu gehen, haha bei zwei Meter Wasser,  und dort auf meine Bergung zu warten.

Die ersten 50 Meter bis zum Parkplatzeingang konnte ich noch im Wasser laufen. Kopf schön hoch halten und auf den Zehenspitzen gehend. Compi, Ausweise, Geld waren gut eingeschweisst Im Rucksack verstaut, 2 Plastiksäcke sorgten für den nötigen auftrieb. Kleider und etwas Proviant und ein Regenschirm, waren im gebauten Floss aus Plastikboxen  verstaut, die ich mit einer langen Schnur um meinen Bauch gebunden hatte und so mitgezogen habe. Nach 50 Metern war das Wasser so tief, dass ich schwimmen musste, dafür hatte ich das Floss auch vorgesehen, da ich vermeiden wollte mit dem Kopf in die stinkende Brühe zu kommen, oder sogar etwas klebriges ins Maul. Hat soweit alles super funktioniert.

Da das Wasser so hoch stand, konnte ich problemlos vom Zaun auf das Dach vom Wärterhäuschen  hochsteigen, wo ich danach nackt in der Sonne stand um mich aufzuwärmen und die Kleider trocknen zu lassen. FKK in Brasilien ist zwar verboten und kann sogar mit einem längeren Gefängnisaufenthalt bestraft werden, aber im Notfall kann ich mich ja auf die Extremsituation berufen. Ich hatte mich ja mit Socken, Regenhose und altem T-Shirt versucht, etwas von den schwimmenden Teilen von meinem Luxuskörper fern zu halten, da mir aufgefallen ist, auf dem Dach gibt es keine Dusche, die zudem ohne Wasser und Strom sowieso nicht viel gebracht hätte. Nach dem Trocknen der Kleider und nachträglichen ausschütteln der noch anhaftenden Teile, war ich schon recht gut vorzeigbar, ich wollte meine Rettung ja nicht durch unnötige fremde Ausdünstung in letzter Minute verhindern. Trotzdem mehrere Helis die über mir kreisten und 3 Boote mir versichert haben sie würden Hilfe schicken ist es erst durch die Hilfe von DHR Overlander, der sich, nachdem Renate ihn mehrmals gebeten hat, gelungen die Polizei zu alarmieren  und sie zu meinem Standort zu schicken.  Einigen ist vielleicht vorher aufgefallen, was zum Teufel will der mit einem Regenschirm, also gut aufgepasst!

Meine Freude nach 4 Stunden auf dem Dach, gut geschützt gegen die sengende  Sonne mit meinem Regenschirm, war dementsprechend. Als schon von weiten der Polizist meinen Namen rief „Bruno estamos aqui para te pegar“, was für schöne Worte. Mir ist ein grosser Stein ins Wasser gefallen, hatte ich doch vorher stundenlang überlegt, wie zum Teufel erkenne ich ob hier ein Helfer oder ein Plünderer auftaucht. Die Geschäftsidee ist ja relativ einfach und unkompliziert. Die Investition in ein gut erhaltenes gebrauchtes Gummiboot reicht aus. Mit dem ganzen Gepäck komme ich ja nicht vom Dach ins Boot. Ich bin also gezwungen mich, wenn auch nur kurzfristig, von meinem Hab und Gut zu trennen. Der ideale Moment also um den Umsatz in die Höhe zu treiben und den Deppen auf dem Dach stehen zu lassen. 

Ich übertreibe? Leider nein, für meiner Rettung kommen 4 Polizisten mit Schnellfeuerwaffen aber keine Rettungswesten. So stehen hier die Prioritäten.

Nun viele werden sich wohl fragen wieso erzählt er dies alles, haben wir doch in den Nachrichten gesehen oder bei YouTube gibt es Geile Videos dazu.

Ich möchte mich bei all jenen entschuldigen die mir in der Zeit WhatsApp  Nachrichten zugestellt haben und die von mir manchmal recht dürftig oder gar nicht beantwortet wurden.

Ich hatte schlicht nicht die Nerven dazu. Ich kann mir aber heute sehr viel besser vorstellen was Menschen, zum Beispiel in Kriegsgebieten aushalten müssen. Ich bin dankbar, ist es bei uns nur Materialschaden und vor allem vorübergehend. Längere Zeit so leben zu müssen ist für mich schlicht unvorstellbar und ich wünsche allen dies nie selber erleben zu müssen.

 

Zum Schluss möchte ich noch allen Helfern, Freiwilligen und der Polizei danken, die mir geholfen haben überhaupt von da wegzukommen. Nachdem ich auf sicherem Boden abgesetzt wurde kam ein Helfer und hat sich erkundigt wo ich schlafen wolle. Sie hätten ein Notfalllager, gratis, aber sehr viele Leute und entsprechend laut, oder Hotel, dies müsste ich aber selber bezahlen.

Hotel war ja klar, aber nicht einfach zu haben, da ja 30% unter Wasser stehen, natürlich da wo auch die meisten Hotels sind, zudem hat die halbe Stadt kein Strom, jetzt schon 4 Tage und das Wasser ist rationiert, will heissen, im Hotel ist alles abgestellt und jeder bekommt einen 10 l Eimer mit Wasser für Waschen und Toilette, pro Tag!

Natürlich versuchen hier einige schamlos zu profitieren. Als es uns gelingt ein Zimmer aufzutreiben, müssen wir 15 Minuten vor dem Haus warten, angeblich ist die Frau nicht vor Ort. Sie kommt aber aus dem Haus auf uns zu und führt uns durch ihre Wohnung ins Zimmer. Es ist mehr wie einfach eingerichtet. und eilig werden noch einige vergessene Schuhe aus dem Zimmer genommen. Der Preis von ca. 149 CHF für die nächsten 5 Tage scheint mir okay. Marco ist da aber anderer Meinung. Mein internes Frühwarnsystem erkennt zwar eine Unregelmässigkeit die ich aber noch nicht richtig zuordnen kann. Als beide einmal Luft holen müssen frage ich daher nach. Marco erklärt, nicht 149 für die nächsten 5 Tage, sondern pro Nacht, was dem Preis eines Luxushotels entspricht. Die Begründung der Frau, Schweizer haben Geld, die Bezahlen das.

Nach 3 Stunden  Suche, ist es meinem Helfer, seinem Freund, seiner Frau und seiner Mutter die er per Telefonschaltung um Mithilfe gebeten hat doch gelungen, ein Zimmer für mich aufzutreiben. 

Ich bin ja als 16 jähriger aus der Kirche ausgetreten und betrachte es etwas ironisch, dass das einzig verfügbare Zimmer in einem Katholischen Familienheim mein neues Zuhause für die nächsten zwei Tage sein wird. Also entweder gibt es Gott wirklich nicht oder zumindest ist er mir nicht böse.

Marco, mein zugeteilter Helfer muss auch noch für mich bezahlen, da hier keine ausländischen Kreditkarten oder USD akzeptiert werden. Ich kann ihn entsprechend in USD bezahlen. Vielen, vielen Dank Marco. Übrigens kostet das Hotel hier für 2 Tage mit Vollpension  gerade einmal 63 CHF für die 2 Tage.

Brasilien ist nach wie vor was das Bezahlen angeht eine eigene Geschichte. Geld wechseln ist ein Horror, 30 % Gebühren ist normal. Kreditkarten wenn nicht aus Brasilien werden nicht angenommen. Ausnahmen Touristengebiete und Tankstellen. Und der Brasilianer spricht Portugiesisch. Ab und zu finde ich eine Person die etwas englisch spricht, und der Übersetzer von Google Deutsch- Portugiesisch kann in Europa als abendfüllender Komiker auftreten. Und der Brasilianer spricht viel und schnell  und meist immer. Was eine Übersetzung nicht immer einfach macht. Ist der Satz erst einmal in einer glaubwürdigen Form im Smartphone sichtbar, bin ich mindestens 10 Fragen im Rückstand. Meine Strategie, ich bleibe meist bei der Wahrheit, ich gebe mich als Smartphone Banause aus , was ich ja auch bin. Komischerweise wird mir dies jedesmal problemlos geglaubt was mich trotzdem etwas kränkt.

Ich bin kaum in meinem Zimmer bekomme ich ein Angebot aus Gramado, DHR Overlander holt mich Donnerstag ab und bringt mich für die nächsten Tage in Canela in einem Hotel unter.

Auch organisiert er schon einen Tieflader, der unseren LKW in eine entsprechende Werkstatt fahren könnte um alles zu kontrollieren, bevor wir weitere Schäden verursachen. So macht das Leben doch wieder Spass, einfach laufen lassen, wie schon in der Vergangenheit ergibt sich immer eine Lösung.  Soweit der Stand zurzeit, alles weiter wird sich zeigen aber wir sind wie immer so oder so positiv eingestellt. 

Was die nächste Zeit für uns bringt hängt vom fallenden Regen der nächsten Tage ab. Zurzeit steht das Wasser genau auf  der Höhe der Fahrerkabine. Laut MAN sollte dies kein Problem sein und mit entsprechenden Kontrollen aller Öle und Dieseltanks der LKW problemlos wieder laufen. Sollte es höher steigen und in die Elektrik eindringen haben wir ein gröberes Problem und es könnte Totalschaden bedeuten. 20 cm werden also darüber entscheiden wie es weitergeht. Für die nächsten 6 Tage sind weitere Regenfälle angesagt, es bleibt also spannend. 

Wer wissen will was dabei rauskommt, Renate wird darüber im Journal täglich berichten. Zurzeit müssen wir abwarten bis das Wasser abgeflossen ist vorher können wir nicht zurück, was sicher an die 2 Wochen dauern wird.

 

bruno.furer@gmail.com

 

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