Samstag, 14. Juni 2025
Hier ist es genau wie in Bolivien: Die Migration verläuft problemlos, aber die Dame vom Zoll ist überfordert. Wir sollen um
19:30 Uhr wiederkommen, dann sei der zuständige Beamte da. Wie bitte? Ja, 19:30 Uhr! Doof!!
Zurück im Pepamobil essen wir eine Kleinigkeit. Irgendwann startet Rainer den Motor: „Ich geh mal vor und schau, was Sache ist!“
Super Idee , auch wir packen zusammen und fahren hinterher.
Rainer und seine Frau Helga stiefeln bereits hinter einem Beamten her. Bruno und Beat laufen nach, alle verschwinden in einem Gebäude. Franziska und ich warten. Und warten. Und warten.
Nach einer Stunde kommen alle zurück, mit dem TIP (Temporary Import Permit) in der Hand. Unser Fehler: Wir hätten alles online ausfüllen müssen. Jetzt musste der Beamte das für uns übernehmen. Und der war neu, er hat das Formular zum allerersten Mal ausgefüllt!
Es ist schon fünfzehn Uhr, als wir endlich durch den MEGA-Supermercado düsen. Der ist ziemlich gut sortiert, ich bekomme fast alles, was wir brauchen. Während ich einkaufe, füllt Bruno an einem der Wasserhähne unseren Wassertank auf.
Jetzt fehlt nur noch der Diesel, hier natürlich kein Problem. Vierhundert Franken werden von der Kreditkarte abgezogen, und unsere Tanks sind mal wieder randvoll. Durchschnittsverbrauch: 20,2 Liter!
Der nächste Punkt: ein Schlafplatz.
In einer Stadt nie einfach, in einer Grenzstadt erst recht nicht! Laut iOverlander soll es unten beim Hafen einen relativ ruhigen Platz geben. Wir fahren hin, und werden von ohrenbetäubender
Musik empfangen. Kehrtwende!
Also Plan B: die Bomberos, die Feuerwehr. Etwas außerhalb, unter vielen Bäumen, dürfen wir am Río Paraguay übernachten. Draußen ein Bier genießen? Leider unmöglich, die Mücken vertreiben uns sofort ins Innere.
15. Juni 2025
Inzwischen steht der Deal: Am 21. Juni fahren wir mit dem Ponton den Rio Paraguay hoch nach Porto Jofre. Bis dahin bleiben uns noch sechs Tage, aber was tun?
Ich bin für die Ameisenbärenstraße. Doch alle anderen finden sie zu weit. Der Kompromiss: Wir fahren die MS-228 bis Porto Manga, übernachten dort und machen dann einen Abstecher zur Jungle Lodge. Na gut, wenn’s sein muss. In der Jungle Lodge waren wir schon letztes Jahr. Ganz ehrlich: nichts Besonderes. Aber ich muss mich fügen.
Die Strecke führt zunächst durch hügeliges Gelände, später wird es flacher, Viehzucht dominiert das Bild.
Und dann, ganz plötzlich, flattern die ersten Tukane durch die Baumwipfel.
Erst gegen Mittag, klart der Himmel auf, erste Sonnenstrahlen durchdringen die Wolkendecke. Die Piste ist, na ja, Piste eben!
Beim Rio Paraguay angekommen, begutachten wir die Fähre!!!
Der Besitzer ist zuversichtlich, dass wir alle drei auf einmal übersetzen können. Ich (Angsthase) bezweifle dies, wir werden bestimmt absaufen!
Wir kommen doch tatsächlich heil über den Fluss. Gleich bei der Anlegestelle dürfen wir uns für die Nacht hinstellen.
16. Juni 2025
Diese war, wie zu erwarten, sehr ruhig. Wir sind noch an einer Partie Triominos am spielen, als sich draußen unsere Nachbarn schon die Füsse in den Bauch stehen. Also heißt es: Zack, zack zusammenpacken und weiter geht die Fahrt. Die Piste wird immer schlechter. Der Tachometer zeigt gerade mal 25 km/h, alles andere ist zu schnell. Gut fahren wir langsam, ansonsten ich die zwei Goldstirnsittiche bestimmt nicht gesehen hätte.
Die Frage ist: Wer beobachtet hier eigentlich wen?
Dieser Kaiman hatte definitiv weniger Glück, man sieht deutlich, dass ein Rad genau über seinen Körper gerollt ist.
Sein Maul im Schmerz noch weit aufgerissen!
Für die 56 Kilometer bis zur Jungle Lodge brauchen wir über vier Stunden. Dort angekommen, müssen wir erst eine trockene Stelle finden, es hat offenbar stark
geregnet, der halbe Platz ist noch nass oder zumindest feucht.
Wir schließen den Strom an, und ich beginne mit dem Backen, als Vorrat für die Fahrt nach Porto Jofre.
Die Lodge ist bekannt für ihre Flussfahrten und die Aras. Auf die Bootstour verzichten wir, ein Schweizer Paar erzählt uns, dass sich der Ausflug derzeit nicht lohnt, der Pegelstand sei viel zu hoch. (Außerdem haben wir die Tour letztes Jahr schon gemacht, und waren enttäuscht.)
Auch die Aras lassen auf sich warten. Mit über einer Stunde Verspätung fliegen sie schließlich kreischend über den Fluss und landen in den Bäumen. Da es bereits halb fünf ist, fehlt das gute Licht für schöne Aufnahmen, aber wir nehmen, was wir bekommen können!
17. Juni 2025
Unsere vier Reisegefährten machen sich noch auf den Weg hinunter ins Refugio Canaã,
wo man Aras hautnah erleben kann.
Wir selbst lassen es aus, wir waren schon im letzten Jahr dort und wissen, was sie erwartet.
Kurz vor der Asphaltstraße steht ein Jabiru mitten auf der Piste. Der Jabiru, er ist ein Storchenvogel und nach dem Andenkondor und dem fast ausgestorbenen Kalifornienkondor die drittgrößte Vogelart in Südamerika.
Auf der MS-262 führt uns die ruppige Asphaltstraße wieder in Richtung Corumbá. Da wir jedoch erst am Freitagabend dort sein müssen, biegen wir auf die MS-432 ab. Diese Strecke führt durchs Hinterland, nichts Spektakuläres, aber fernab der stark befahrenen Hauptstraße. Bereits um vierzehn Uhr finden wir einen Platz und stellen uns einfach an den Pistenrand. Einiges ist liegen geblieben, also setzen wir uns an die Rechner und jeder widmet sich seinen Aufgaben.
Gegen Abend kommen zwei Rotfußseriema durch das Feld gelaufen und wundern sich über unsere Hütte. Verwundert bleiben sie stehen, neigen die Köpfe, was bitte versperrt ihnen heute den Weg?
18. Juni 2025
Die Nacht war perfekt. Ein stetiger Wind streicht über die Felder, die Temperatur genau richtig für einen erholsamen Schlaf – und keine einzige Mücke! Hier lässt es sich aushalten. Wir beschließen: Wir bleiben noch einen Tag.
19. Juni 2021
Über die kleine MS-432 ruckeln wir zur MS-228. Sofort herrscht reger Lkw-Betrieb. Und alle Fahrzeuge sehen gleich aus: ROT!
Ein kurzer Blick ins Netz bringt Klarheit: Hier wird Eisenerz im Tagebau gefördert. Die beiden Minen – Corumbá und Urucum – fördern zusammen rund 4 Millionen Tonnen pro Jahr, was lediglich etwa 1 % der brasilianischen Gesamtförderung ausmacht.
Selbst die Pflanzen am Straßenrand sind vom roten Staub überzogen. Man wundert sich, dass sie unter dieser Schicht überhaupt noch atmen können.
Bevor unser Abenteuer durchs Pantanal beginnt, heißt es: Vorräte auffüllen, denn in Porto Jofre gibt es weder Einkaufsmöglich-keiten noch Trinkwasser.
Wir steuern also den riesigen MEGA-Supermercado an. Ich verschwinde mit dem Einkaufszettel zwischen den Regalen, während Bruno draußen den Wassertank füllt. Zum Glück gibt es hier mehrere Wasserhähne zur Bewässerung bestimmt, an diesen können wir den Wasserschlauch anhängen.
Als ich zurückkomme, traue ich meinen Augen kaum: Mein lieber Mann steht seelenruhig da und wäscht unsere „Hütte“! Wenn wir schon ins Abenteuer starten, dann bitte sauber.
Dann geht’s an die Arbeit: Gemüse blanchieren, einiges vorkochen, Baguette backen, der Tiefkühler füllt sich Stück für Stück.
20. Juni 2025
Für mehr hatte der Tukan kein Gehör, näher kam er nicht heran. Schade!
21. Juni 2025
Trotz leichtem Nervenflattern (ich Renate) haben wir bei den Bomberos erstaunlich gut geschlafen. Die Nacht war ruhig, aber die Aufregung für den kommenden Tag ließ uns ohnehin früh wach werden. Noch vor fünf Uhr stehen wir auf, ganz ohne Wecker. Heute ist es so weit: Unsere Flussfahrt nach Porto Jofre beginnt.
Von verschiedenen Berichten und Postings wissen wir ungefähr, was uns erwartet – mas o menos.
Noch vor acht Uhr fahren wir zum „Hafen“ – na ja, eher zur Anlegestelle. Die übrigen Mitreisenden haben bereits hier übernachtet. Insgesamt wollen vier große Brummis und drei kleinere Fahrzeuge nach Porto Jofre übergesetzt werden. Eine recht internationale Truppe: zweimal Deutschland, zweimal Holland, zweimal Schweiz und einmal Südafrika. An Gesprächsstoff wird es uns also sicher nicht fehlen!
Hubert, der Organisator des Transports, empfängt uns und informiert uns, dass wir zu einem nahegelegenen „Hafen“ fahren müssen, hier sei die Böschung zu steil. Da bin ich mehr als erleichtert! Also dislozieren wir.
Am neuen Ort wird die Situation erst einmal genau unter die Lupe genommen – und ja, definitiv besser!
Jetzt beginnt allerdings das große Warten. Für etwas Abwechslung sorgen nur das Beladen und Entladen anderer Fahrzeuge. Dabei bekommen wir zumindest eine Vorstellung davon, wie es bei uns ablaufen wird. Und langsam beruhigen sich auch meine Nerven.
Gegen dreizehn Uhr legt dann endlich unser Ponton an. Um 13:30 Uhr ist es so weit: Hubert übernimmt das Kommando und legt die Reihenfolge fest. Zuerst muss aber noch umgepackt werden, es hat zu wenig Platz! Der Dicke macht dann den Anfang, er rollt als Erster an Bord.
Eigentlich wären wir jetzt dran. Doch egal, wie oft wir die verbleibenden Meter zählen – wir passen einfach nicht mehr drauf. Und dann soll auch noch ein kleines Fahrzeug mit? Keine Chance!
Doch „Frau Alma“ passt! Sie ist einen Meter kürzer und wendiger dank ihres kurzen Radstands. Rainer steuert sie souverän aufs Ponton. Perfekt, erstes Ponton geladen.
Der Kapitän, schiebt das erste Ponton ins Gemüse, koppelt das zweite an und schiebt es an die Rampe...
Zuerst kommen nun die Pferde dran. Oh Mann! Mit roher Gewalt werden sie nach oben gescheucht, ein Anblick, der schwer mitanzusehen ist.
Eingepfercht in 2 x 3 m werden sie die nächsten Tage mit uns die Reise gen Norden machen müssen!
Wieder messen wir den Ponton aus. Und wieder das gleiche Ergebnis: Wir passen nicht alle drauf. Der Südafrikaner gibt forfait und erklärt sich freiwillig bereit, zu verzichten.
Die Pontons sind eigentlich für den Rindertransport ausgelegt und haben entsprechend fest verschweißte Abtrennungen. Genau die sind jetzt im Weg. Kurzerhand wird die Flex ausgepackt, und das Problem auf die pragmatische Art gelöst!
Bleibt immer noch das Problem mit dem Auffahren!
Hubert erklärt uns – mithilfe von Google Translator (gut, gibt es dieses Ding!) – dass sie zum anderen Hafen fahren werden, um dicke Balken zu holen. Das dauere nur zwanzig Minuten. Zwanzig
weitere Minuten, die an meinen Nerven zerren!
Ich bin nicht die Einzige, der das Ganze nicht ganz geheuer ist, auch die beiden anderen Frauen stehen dem Vorhaben sichtbar skeptisch gegenüber.
Dann, eine Dreiviertelstunde später, werden die Balken angeliefert. Naja, sieht schon mal nach etwas aus!
Zwei Probleme sind noch zu lösen: Erstens: wie verhindern wir, dass die Balken beim Auffahren zurückschlagen? Und zweitens: was tun mit den vielen scharfkantigen, abgeschnittenen Eisenteilen?
Für beide Probleme haben die Furers eine Lösung parat. Und die Jungs vom Schiff polstern die Rohre zusätzlich mit dicken Seilen.
Alles ist vorbereitet, jetzt geht’s los! Das „Staub-Teufelchen“ darf als Erstes ran. Und ja: Wir werden alle vorwärts auffahren, keine Rückwärts-Akrobatik für uns! Diese kommt dann in Porto Jofre.
Für den Ford natürlich ein leichtes Spiel.
Jetzt sind wir an der Reihe.
So, alle Fahrzeuge stehen an ihrem Platz , jetzt müssen nur noch die beiden Pontons miteinander vertäut werden. Unserer wird zum wartenden Ponton gestoßen, die Crew bindet diese zusammen und ab geht die Fahrt, Ziel: Porto Jofre!
22. Juni 2025
Eine erstaunlich ruhige Nacht liegt hinter uns. Nur einmal gab es richtiges Rambazamba, verursacht von den Pferden. Eine Stute sorgt für Unruhe, indem sie ständig nach den anderen schnappt. Auf dem engen Raum führt das natürlich zu wildem Getrampel und viel Bewegung.
Schon vor sechs Uhr bin ich wach, öffne die Dachluke und geniessen einen traumhaften Sonnenaufgang.
Gefrühstückt wird auf dem Dach.
Nach und nach kriechen auch unsere Mitreisenden aus den Federn.
Zweimal muss ich zu Hubert gehen, um ihn darauf hinzuweisen, dass die Pferde zumindest Wasser brauchen. Futter gibt es keines.
Plötzlich ein Maschinenstopp. Eine Dieselrückführleitung leckt. Kann passieren, ist in der Regel schnell behoben. Der Kapitän lenkt also unser Floß ans Ufer. Wegen unserer vielen, hohen Trucks sieht er jedoch kaum, was vorne los ist. Er sieht also die Gefahr nicht. Bäume die auf unser Ponton zukommen, und er kann auch nicht erkennen, dass unsere Hütte Gefahr läuft, direkt in die Äste zu knallen. Bruno schreit so laut er kann, und im letzten Moment gelingt es dem Kapitän, den Rückwärtsgang einzulegen. Uff... alles gut gegangen. Dreissig Minuten später sind wir wieder mit 4 km/h unterwegs.
Kaum ist die Sonne untergegangen, übernehmen die Mücken das Kommando, zu Tausenden! Den Sundowner bekommen wir gerade noch hin, dann wird es unerträglich und jeder verzieht sich fluchtartig in seine Hütte.
20:09 Uhr, die erste WhatsApp:
„Wir stecken fest.“
Das bekommen wir zunächst nicht mit, da wir seelenruhig TV glotzen.
In der WhatsApp-Gruppe geht es bereits hin und her, unser Ton ist abgestellt, wir merken noch immer nichts, außer dass draußen die Kinder unserer Nachbarn mit Taschenlampen herumdüsen.
Erst zwanzig Minuten später erscheint mir das Stimmengewirr doch langsam ungewöhnlich, und ich schaue aus dem Fenster:
„Scheiße, Schätzu, mir si gstrandet!“
Um uns herum nur Grünzeug, kein Wasser mehr. Jetzt kommen auch wir in die Gänge!
Ich schaue auf Google Maps nach, wo wir sind → Bild 1. Der Schubverband ist in der Kurve einfach geradeaus gefahren! Wieso?
Ich nehme es locker, irgendwie werden sie uns da schon rausholen, wenn nicht in nächster Nähe ist ein Haus, die haben hier ja alle Boote.
Die Crew gibt alles. Die Lösungen einfach indem sie die Pontons trennen, den ersten auf der gegenüberliegenden Seite → Bild 2, mit nur einem dünnen Seil befestigen, und uns dann abschließend holen kommen.
Die Sorge von Helga, dass sich der Ponton lösen könnte, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.
Die Aktion hat 90 Minuten gedauert.
Ich muss den Jungs zugutehalten, dass, wenn sie den Schubverband, (laut KI benennt man dasTeil so) manövrieren wissen was sie tun. Für meine Nerven aber definitiv nicht das was sie brauchen. Wir lassen in letzter Zeit aber auch wirklich nichts aus! 😏
23. Juni 205
Regen hat eingesetzt und mit fast 60 km/h weht ein heftiger Wind über das Pantanal. Frische Temperaturen zwingen die meisten von uns drinnen in der warmen Stube zu bleiben.
Erst im Verlauf des Nachmittags zeigt sich so langsam wieder die Sonne, und am Himmel beginnen sich eindrucksvolle Wolkengebilde zu formen.
Der Sonnenuntergang wieder gigantisch.
Wieder liegen wir im Bett, wieder werden wir langsamer, wieder steuern wir auf das Grünzeug am Ufer zu. Motor wird ausgemacht. Diesmal bekommen wir es sofort mit. Ich frage nach.: "Olio, o olio“, die Antwort. Aha das ÖL! Was genau wissen wir nicht.
Ölwechsel, oder Reparatur dauert nicht lange, was dann aber über anderthalb Stunden in Anspruch nahm, war das Ponton wieder in Fahrtrichtung zu bringen und manövrierfähig machen. Immer wieder sind wir auf einer Sandbank aufgesessen. Aber der Chico hat wieder alles gegeben und es schlussendlich geschafft, mit seinem kleinen Boot das ganze Teil in die Flussmitte zu stossen.
Die restliche Nacht verlief ebenfalls reibungslos.
24. Juni 2025
Pünktlich zum Sonnenaufgang wache ich auf. Ich stecke den Kopf aus dem Fenster und, wow! Was für eine Landschaft! Noch fehlt die Sonne.
Je näher wir kommen, desto besser wird das Licht.
Gegen halb acht erreichen wir die Confluencia, den Zusammenfluss von Río Paraguay und Río São Lourenço.
Das Mittagessen ist einfach, aber nahrhaft: Reis, Bohnen, ein Stück gebratenes Fleisch und ein wenig Gemüse landen heute auf dem Teller.
Die beiden sind zuständig für’s Grobe: dass der Motor läuft, der Schubverband wieder in die richtige Fahrtrichtung kommt, der Kurs gehalten wird, entladen von Ware, denn das Wassergefährt bringt den Menschen die hier am Wasser wohnen, Lebensmittel, Diesel, Futter für die Tiere, etcetera etcetetra..
Vichy, 9 Jahre jung, hat gebacken, leeecker!!!
Dann plötzlich: Der Motor verstummt, wir treiben rückwärts und landen wieder im Grünen. Eine Motorpanne, diesmal noch vor Einbruch der Dunkelheit. Ein Glück! So können wir was mal was sehen.
Nach zwanzig Minuten brummt der Motor wieder – und der Ponton kämpft sich diesmal aus eigener Kraft zurück auf Kurs.
Wir benutzen die Gelegenheit und lassen die Drohnen steigen.
Den Rest des Tages vergeht ohne weitere Panne. Hubert informiert uns, dass wir morgen früh am Hafen Zé Viana gelöscht wird. Pferde inklusive.
26. Juni 2025
Pünktlich zur Dämmerung erreichen wir Zé Vivana. Sofort lasse ich die Drohne steigen. Auch hier zeigt sich das gleiche Bild: großflächig abgeholzter Urwald. Die Viehzucht aus dem Süden Brasiliens verlagert sich zunehmend in den Norden. Im Süden selbst wird das Land mittlerweile für den Anbau von Soja, Zuckerrohr und Mais genutzt.
Zuerst muss der eine Ponton abgekoppelt werde, bevor wir anlanden können. Bruno beobachtet wieder mit Argusaugen. Wieder kann der Kapitän eine Pfosten nicht sehen, wieder schreit Bruno „Stopp“! Hubert wird hässig: „meine Leute passen schon auf!“ mault er Bruno an!
Ich denke, ich habe noch genügend Zeit zum Frühstücken, denn die Crew wird ja zuerst die Fracht entladen, denn das Ausladen der Pferde möchte ich mir nicht entgehen lassen. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich diese aber bereits über die Weide galoppieren, Sprünge machen und grasen. Endlich sind sie wieder an Land und können sich frei bewegen.
Das entladen dauert dann etwa vier Stunden. Am Himmel kreisen Hunderte von Jabiru.
Auch auf den restlichen 60 Kilometer bis Porto Jofre beobachten wir viele Vögel, Kaimane tummeln sich vermehrt am Ufer oder auf den Sandbänken
Der Höhepunkt: ein Paar Hyacinth-Aras.
Porto Jofre, 26. Juni 2025
Endlich, um 01:00 werden wir zum letzten Mal ins Gebüsch gestossen. Die Jungs beginnen um Vier Uhr mit den Vorbereitungen fürs entladen. Noch schlafen wir unsere verdiente Nachtruhe.
Um 05:45 geht es los. „FrauAlma" muss als erstes runterfahren. Es dauert bis Rainer es schafft. Für Beat im Toyota natürlich kein Problem. Dann kommt der Dicke! Und dieser bekommt seine Hinterräder nicht auf die Blanken. Erst nachdem sie eine Rampe gebaut haben kommt auch der Scania an Land.
Die Pontons werden gewechselt, jetzt sind wir dran. Inzwischen steht die Sonne schon am Himmel. Bruno holt unsere Keile, legt sie vor die Balken und fährt mit ruhiger Hand und ganz wie ein Profi vom Ponton.
Am Ufer erwartet uns bereits Jutta. Sie sind ja, wegen den Hunden, über Land gefahren. Gemeinsam wollen wir auf die Jaguar-Tour.
Wir freuen uns riesig sie wieder zu sehen!
Jetzt heißt es zuerst einmal: einen Anbieter finden. Und davon gibt es viele, von billig bis teuer, für jedes Budget ist etwas dabei.
Wir spazieren dem Fluss entlang, fragen hier und dort nach den Preisen, bis wir schließlich auf ein großes, gepflegtes Grundstück stoßen. Einige sehr ansprechende Boote liegen am Ufer.
Ein Arbeiter kommt auf uns zu, und wir fragen nach einem Angebot. „Das müsst ihr in der Pousada erfragen“, meint er und bringt uns hin.
Schnell werden wir uns einig: Die Tour dauert acht Stunden und beinhaltet Frühstück, Mittagessen sowie Getränke – alles für 2.620 Reais. Umgerechnet etwa 94 Franken pro Person.
Das Beste: Jutta darf ihre beiden Hunde währenddessen in der Pousada abgeben.
Wir gehen zurück zu unseren ExMo’s, verabschieden uns von den anderen und fahren zur Pousada. Drei Stunden später Motorengeräusche, unsere Mitreisenden haben sich auch für diese Tour entschieden.
Da wir am Nachmittag ohne Geldbörse unterwegs waren, müssen wir noch bezahlen gehen.
Die Holländer sind gerade dabei, einen Rabatt auszuhandeln – sie haben zwei kleine Kinder dabei. Ich bin so frei und werfe ein:
„Eigentlich sollten wir auch einen Rabatt bekommen – wir gehören doch alle zur selben Gruppe!“ Die junge Frau zögert kurz und meint, sie müsse ihren Jefe fragen. Kurze Zeit später kommt die erfreuliche Nachricht: Er stimmt zu! Super – der neue Preis: 500 Reais. Damit zahlen wir nun nur noch rund 74 Franken pro Person – ein
echtes Schnäppchen!
27. Juni 2025
Um 06:30 Uhr geht es los. Unser Guide, seinen Namen habe ich leider nicht verstanden, spricht kein Englisch. Also verständigen wir uns mit Händen und Füßen: Es funktioniert bestens. Er hat ein unglaubliches Auge, was es zu sehen gibt, er entdeckt es.
Zu Beginn begleiten uns vor allem Silberreiher, Fischadler, Eisvögel und Jabirus.
Es ist 10:00 Uhr, als plötzlich Bewegung in die Boote kommt.
Was bisher eine gemächliche Fahrt war, ändert sich schlagartig: Der Gashebel wird aufgedreht, das Tempo steigt, Daumen hoch vom Guide: Jaguar
gesichtet! Nichts wie hin!
Nach einer Viertelstunde sehen wir schon von weitem einige wartende Boote, alle Kameras schauen in die gleiche Richtung.
Und hier ist er, unser erster Jaguar. Ousado sein Name.
„Ousado“ („Der Kühnste“) ist ein besonders bekannter Jaguar im südlichen Pantanal, der 2020 durch verheerende Feuer stark verletzt wurde. Laut Berichten war er zum Zeitpunkt seiner Rettung etwa 5 Jahre alt. Seine Lebensspanne liegt im Pantanal zwischen circa 12–15 Jahren.
Er kommt aus dem Dickicht, hält inne, posiert. Wer beobachtet wen?
Es ist der einzige Jaguar den wir mit einem Sender gesehen haben.
Wir sind noch am Fotografieren, als unser Guide plötzlich nervös in sein Walkie-Talkie spricht. „Festhalten, es geht los, es wurden weitere Jaguare gesichtet!“ Und schon liefern sich sämtliche Boote ein regelrechtes Highspeed-Rennen über den Rio São Lourenço. Wir klammern uns fest, als unser Boot mit hoher Geschwindigkeit durch die Kurven braust.
Wieder sind es zuerst die anderen Boote, die wir sehen, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig … am Ende zähle ich 34 Boote, die sich an der Sichtungsstelle drängen.
Nun denn, die Aufregung war nicht ganz umsonst: Vor uns, auf einem mächtigen Baumstamm über dem Fluss, liegen zwei Jaguare – ein Mutter-Sohn-Gespann.: Medrosa und Pantanairo.
Die KI gibt mir folgende Auskunft über die beiden Jaguare.
Weiblich, Tochter von Patricia (erstmals gesichtet 2016), Mutter von Pantaneiro und Marcela.
Alter: ca. 9 Jahre (im Jahr 2025)
Berühmt für:
Den spektakulären Sprung von über 8 Metern in ein Wasserloch, um einen Kaiman zu jagen – eine Fähigkeit, die nur selten bei Jaguaren beobachtet wird.
Mehrfach dokumentierte Kaiman-Attacken in den Gewässern bei Porto Jofre.
Status: Eine der bekanntesten Individuen im Pantanal, aktiv beobachtet vom „Jaguar ID Project“.
Männlich, etwa ein Jahr alt (2025), Sohn von Medrosa – und damit ihr direkter „Erbe“.
Charakter: Gilt als vielversprechender Jungkater, der langsam in die Fußstapfen seiner berühmten Mutter tritt.
Unser Lunch wird von einem Boot, noch warm, direkt von der Pousada angeliefert.
Anschließend gibt es eine Pinkelpause – im Grünen, wohlgemerkt. Alle Blicke schweifen vorsichtig umher: Ist auch wirklich keine Katze in der Nähe? Sicher zurück im Boot, tuckern wir wieder gemütlich zurück. Bleiben mal hier stehen, knipsen mal da ein Kaiman mit einem Schmetterling, oder sehen einen Marmorreiher beim Starten zu.
Dann beobachtet Jutta, wie ein anderer Bootsführer sein Walkie-Talkie ans Ohr hält, eine Nachricht erhält, sein Boot wendet und davonbraust. Unser Guide auch, er zögert keine Sekunde, und gibt Gas!
Nur wenig später sehen wir etwas den Fluss durchqueren. Zuerst denken wir: ein Capybara. Doch beim genaueren Hinsehen wird klar – es ist ein Jaguar!
Darf ich vorstellen: Marcela
Marcela (Tochter von Medrosa) inzwischen eine junge erwachsene Jagd-Katze, also vermutlich 3–5 Jahre.
Da im Pantanal Weibchen oft mit etwa 2,5 Jahren geschlechtsreif werden und mindestens zwei Jahre bei der Mutter bleiben , passt diese Altersschätzung gut: Marcela dürfte in diesem Alter nun eigenständig unterwegs sein und im besten Jungpanther-Alter sein.(ChatGPT)
Auch sie posiert! Wir scheinen sie eher zu langweilen als zu beeindrucken.
Wir verfolgen sie eine ganze Weile, denn in einiger Entfernung sitz ein Capybara am Ufer, vielleicht eine Beute für Marcela? Sie überquert noch einmal den Rio, dann verschwindet sie im Gebüsch.
Wir kommen noch einmal bei Medrosa und Pantaneiro vorbei, sie haben in der Zwischenzeit dissoziiert, und sich einen anderen Baum ausgesucht.
Dann heißt es endgültig Abschied nehmen. Neun Stunden waren wir unterwegs – wo ist nur die Zeit geblieben?
Natürlich haben wir das Ganze auch hinterfragt:
Ist es wirklich sinnvoll, wenn täglich Dutzende Boote durch die engen Flussarme brausen, mit ihren Motoren das Wasser verschmutzen, die Vögel aufschrecken und sie womöglich beim Brüten stören? Im
Zoo könnte man Jaguare genauso bestaunen – vermutlich sogar mit weniger Menschen.
Aber: Diese Tiere leben hier frei, in ihrem natürlichen Lebensraum. Und sie leben dank des Tourismus. Sie haben sich offenbar an die Boote und die Menschen gewöhnt. Ohne diesen Schutz durch Besucher, die Geld bringen, würde sie womöglich gejagt und ihre Felle als Pelzmäntel bei uns verkauft. So, wie es ist, ist es mir persönlich lieber.
28. Juni 2025
Da Porto Jofre, abgesehen von ein paar Hütten, einem Hotel, einigen Pousadas, zahlreichen Touranbietern und einer kleinen Landepiste für Propellerflugzeuge, wo die Touristen und Fischer, und wahrscheinlich auch das Essen für die Hotelgäste, eingeflogen wird, nicht viel zu bieten hat, müssen wir zusehen, dass wir in zwei oder drei Tagen wieder einen Supermercado erreichen.
Natürlich wollen wir die bekannte „Transpantaneira“ mit ihren "legendäre Holzbrücken" nicht in einem Zug durchfahren. Unsere Erinnerungen an das Pantanal, von unserem ersten Besuch vor 17 Jahren, sind noch immer lebendig, und einfach großartig: Hunderte von Kaimanen, Capybaras, Schlangen und Tausende von Vögeln. Die Artenvielfalt wird auf rund 600 Vogelarten geschätzt. Wir vereinbaren, mit Jutta und Peter, einen Punkt, so kann jeder sein Tempo fahren. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sind wir wirklich auf der Transpantaneira? Wir haben das irgendwie anders in Erinnerung. Einige Holzbrücken sind durch Betonbrücken ersetzt worden, (sicher für uns schwere Lkw’s ein Vorteil.) Die Piste wurde verbreitert. Auch hat es viele offenen Flächen, eingezäunte Grundstücke.
Plötzlich läuft eine Katze über den Weg. Hundert Meter weg. Kleiner als ein Jaguar, aber definitiv eine Katze. Bruno gelingt es ein Foto aus dem fahrenden Truck zu machen. Wir geben sie in Google ein. Resultat: Ozelot. Wie schön ist das denn!
Wir kommen an großen Wasserflächen vorbei. Herbstpfeifgans und Halsband-Wehrvogel am Futter suchen. Ab und zu ein einzelner Kaiman.
So erreichen wir den Rio Pixaim. Der Platz ist groß genug und mir scheint ideal für die beiden Golden Retriever zum Baden. Ein weiterer Hitzetag mit 35°C liegt vor uns. Kurze Zeit später gesellen sich die Holländer zu uns und auch Jutta und Peter stellen sich ein.
Die Dämmerung hat gerade erst begonnen, da kommen sie auch schon: die Mücken. Kein Entkommen. Also flüchten wir ins Innere, öffnen ein kühles Bier und lassen den Tag bei guten Gesprächen ausklingen, so macht das Reisen Spass.
29.Juni 2025
Heute begrüßt uns der Morgen mit einem Temperatursturz von über zehn Grad – und wir genießen jede Minute davon. Endlich kein Schwitzen mehr, stattdessen Jackenwetter und heißer Tee. Obwohl unser Kühlschrank inzwischen ziemlich leer ist, entscheiden wir uns, noch einen Tag zu bleiben. Die Holländer packen zusammen und fahren weiter, während „Frau Alma“ sowie Franziska und Beat, die zwei Schweizer, auf den Platz rollen.
Ein Jabiru segelt direkt über unsere Köpfe hinweg und landet nur wenige Meter entfernt. Stolz steht er da, beobachtet uns, als wolle er sagen: „Na, was habt ihr für mich?“ Natürlich zücken wir sofort die Kameras, schleichen uns Schritt für Schritt heran. Ich opfere meinen letzten Apfel, doch er zeigt keine Reaktion. Feinschmecker! Dafür kommt sein Kumpel herabgeschwebt und nimmt das Geschenk dankend an.
30. Juni 2025
Wie herrlich bei 16°C schlafen zu können! Ich bin gerade bei der Morgengymnastik, als doch tatsächlich ein Tabir gemütlich über den Weg trottet. Aufregung…zuerst die anderen informieren….Scheibe, Foto machen bevor er im Gebüsche verschwindet.
Seine Fußspuren im Sand – urig, fast prähistorisch, bleiben als stumme Zeugen seines kurzen Besuchs zurück.
Nach intensiven, gemeinsamen Tagen trennen sich unsere Wege. Es fällt nicht leicht, zu vertraut sind die Gesichter, zu schön die geteilten Erlebnisse.
Die einen machen sich auf Richtung Venezuela, die anderen nach Canela und weiter an die Küste.
Wir winken, lachen, umarmen uns. Ein letztes Foto, ein letztes Hupen. Dann rollen die Fahrzeuge davon, jedes in eine andere Richtung, doch alle mit dem gleichen Ziel: das Leben genießen.
Uns bleiben noch rund 60 der insgesamt 147 Kilometer der Transpantaneira. Leider wird die Strecke nicht schöner, im Gegenteil. Die Piste ist mittlerweile planiert, und überall wird fleißig gebaut. Wird sie in ein paar Jahren vielleicht sogar asphaltiert?
Links und rechts dominieren Rinderzuchten das Bild.
Die Natur scheint zunehmend zu weichen, wie so oft bleiben die Wildtiere auf der Strecke.
Das obligate Erinnerungsfoto darf natürlich trotzdem nicht fehlen.
Unsere Route: Porto Velho, Rio Branco, Puerto Maldonado / Peru: rund 2.600 Kilometer.
Wir werden es gemütlich angehen, denn allzu viel ist landschaftlich nicht zu erwarten. Die beiden brasilianischen Bundesstaaten Mato
Grosso und Rondônia wurden großflächig abgeholzt. Anstelle des ursprünglichen Urwaldes dominieren heute Rinderzuchten,
Soja-, Zuckerrohr- und Maisfelder das Bild.
Nur die Reservate der Indigenen sind noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
Im Juli geht es dann weiter – wir fahren, nach 2016, zum dritten Mal nach Peru.