28. Mai 2025
Grenze Bolivien - Paraguay
Da Bolivien nicht zum Mercosur gehört, müssen wir mit dem Pass einreisen. Wir dürfen 90 Tage im Land bleiben.
Bei der Aduana muss man sich mit einem QR-Code registrieren.Diesen haben wir schon im Pepamobil ausgefüllt! Bei Bruno klappt’s sofort. Bei mir sorgt ein blöder „Leerschlag" im Formular für Verwirrung. Nach 10 Minuten Warten winkt mich der Zollbeamte einfach durch.
Unsere zwei "Grundnahrungsmittel" hat niemand interessiert.
Dann kommt auch noch das Militär. In Bolivien gibt es viele Militärkontrollen – vor und nach fast jeder Ortschaft oder Stadt, und natürlich auch direkt hier am Zoll. Ich muss die Tür öffnen, und neugierig recken die Soldaten die Köpfe ins Innere. Reingekommen ist aber keiner!
Dann wird der Schlagbaum geöffnet und wir sind wieder einmal in Bolivien.
Weit wollen wir heute nicht mehr fahren, die letzten Tage waren doch recht fahrintensiv. Aber Vorsicht ist geboten, denn auch hier hat es geregnet, und nasse Pisten können schnell zur Herausforderung werden.
Kurz vor der Ortschaft Ibibobo dann die nächste Militärkontrolle. Wie üblich stehen vier oder fünf Soldaten zusammen. Sie wollen Führerschein und Fahrzeugschein sehen – alles Routine. Natürlich wollen sie auch einen Blick ins Fahrzeug werfen. Einer der Soldaten kündigt an, einsteigen zu wollen, mit Gewehr. Das habe ich ihm freundlich, aber bestimmt untersagt. Er schaut kurz irritiert, drückt das Gewehr seinem Kollegen in die Hand, und steigt dann doch ein. In der Tür bleibt er stehen, schaut sich um und meint trocken: „Ich muss kontrollieren, ob ihr Rinder transportiert.“ 🤣🐄
„Häää?“ war unsere einzige Reaktion.
Da wir – Überraschung! – keine Rinder dabeihaben, dürfen wir weiterfahren.
Kurze Zeit später zweigt eine relativ gute Piste nach links ab. Wir gehen schauen, ob wir zum Fluss kommen. Tun wir nicht, aber einen sicheren Platz finden wir trotzdem.
Nach einem leckeren, selbst gemachten Sandwich und einem frischen Smoothie machen wir uns zu Fuß auf den Weg, unser Ziel: der Fluss. Der Pfad führt durch eine nicht allzu dichte Vegetation, geprägt von dornigen Büschen, Kakteen und einigen Flaschenbäumen.
Zum Fluss kommen wir, aber das Wasser ist doch sehr weit, weit weg und ist eher ein Rinnsal denn ein Fluss.
29. Mai 2025
Eine absolut grandiose Nacht. Morgens um sieben ist es draußen neblig bei kühle 5 Grad, wir heizen erst einmal ne Runde.
Auf der neu asphaltierten Strecke begegnen uns gefühlt Hunderte von Tanklastwagen. Wir fragen uns: Wieso eigentlich? Bolivien fördert doch selbst Erdöl. Ich gebe die Frage weiter an ChatGPT – hier die Antwort:
Obwohl Bolivien Erdöl fördert, gibt es mehrere Gründe, warum das Land große Mengen Benzin und Diesel importieren muss:
Bolivien fördert zwar Erdöl, raffiniert aber nur einen Teil davon selbst. Die vorhandenen Raffinerien sind veraltet und haben eine begrenzte Kapazität, was bedeutet, dass große Mengen Rohöl nicht im Land verarbeitet werden können. Stattdessen wird häufig veredelter Treibstoff importiert – insbesondere Diesel und Benzin.
Das im Inland geförderte Rohöl ist nicht immer für die Produktion von hochqualitativem Kraftstoff geeignet. Daher wird raffiniertes Produkt mit höheren Standards aus dem Ausland importiert, um die Nachfrage zu decken.
Ob der 4 Liter auf 100 Kilometer braucht?
Eine weitere Besonderheit in Bolivien: die Mautstellen!
Von früheren Reisen wissen wir, dass man immer explizit „Ida“ – also nur die einfache Strecke – verlangen muss. Oft konnte man sogar direkt an der ersten Peaje (Mautstation) für die gesamte Strecke bezahlen. Dieses Mal allerdings wird uns das verweigert.
So treffen wir etwa alle 50 Kilometer auf eine Zahlstelle. Bis auf eine Ausnahme zahlen wir jeweils 13 Bolivianos – was uns ehrlich gesagt ziemlich teuer vorkommt. Bei der sechsten Mautstelle kommt dann die Aufklärung: Uns wurde bisher immer
„Ida y Vuelta“berechnet – also Hin- und Rückfahrt. Der freundliche junge Mann erklärt, dass eine Korrektur nur an
der ersten Zahlstelle möglich ist. Ich müsste also zurückfahren, um dort eine einseitige Strecke zu beantragen.
Tun wir natürlich nicht.
Zusätzlich gibt es entlang der Strecke immer wieder Kontrollen von Führer- und Fahrzeugschein.
Der Beamte sitzt in einem kleinen Häuschen und hat eine Schnur quer über die Straße gespannt. Der Fahrer muss aussteigen, zu ihm hinlaufen
und ihm die Papiere zeigen. Nach einem kurzen Blick darauf senkt der Mann das Seil – und man darf weiterfahren.
Wir haben Glück, der neue Tunnel ist bereits für den Verkehr geöffnet, die Passstraße bleibt uns erspart.
Wieder biegen wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstraße und stellen uns, für die Nacht, einfach an der Rand.
30. Mai 2025
Um nach Sucre zu gelangen, müssen wir die Kordilleren überqueren. Wir vermuten, von früheren Überquerungen, dass es hügelig ist und heikle Stellen geben kann, da es ja viel geregnet hat. Die Routa6 ist bis Monteagudo asphaltiert, ab hier sind 100 km Erdpiste.Die Straße verläuft parallel zum Rîo Turuchipa. Schon nach einigen Kilometern, die ersten matschigen Teilstücke.
Nach etwa zehn Kilometern wird die Piste breiter und trocken, beginnt anzusteigen und windet sich in Serpentinen hinauf auf 3000 m ü. M.
Die Landschaft präsentiert sich in sattem, üppigem Grün.
Kurz nach Padilla, die Straße ist nun wieder asphaltiert, steht eine kleine Kapelle, einsam und verlassen, auf einer großen Fläche. Ideal für die Nacht!
31. Mai 2025
Die Landschaft wandelt sich, wird zunehmend trocken. Auf dem Weg passieren wir immer wieder verstreute Häuser, kleine Siedlungen und hin und wieder sogar größere Orte. Es bleibt beeindruckend, dass so viele Menschen in dieser Höhe – über 3350 Metern – dauerhaft leben.
Wir kommen gut voran und verabreden uns mit Carolina gegen 15 Uhr. Sie ist die Betreiberin des Campings „Alberto y Felicidad“ in Sucre. Etwa zehn Kilometer vor der Stadt wird die Straße zur Autobahn. Die rechte Spur ist komplett von Lkw und Autos blockiert – eine kilometerlange Schlange vor der Tankstelle. Seit Monaten heißt es: „No hay Diesel!“
Hier eine Erklärung zur Situation in Bolivien.
Die Dieselsituation in Bolivien ist derzeit äußerst angespannt. Das Land erlebt eine der schwersten Treibstoffkrisen seiner Geschichte, die sich auf Wirtschaft, Landwirtschaft und Alltag massiv auswirkt.
Ursachen der Dieselknappheit
Bolivien produziert nur etwa 15 % seines Dieselbedarfs selbst und ist stark auf Importe angewiesen. Die Devisenreserven des Landes sind in den letzten Jahren drastisch gesunken, was die Finanzierung von Treibstoffimporten erschwert. Zudem ist die lokale Gasproduktion rückläufig, was die Energiekrise weiter verschärft .
Auswirkungen auf Landwirtschaft und Wirtschaft
Besonders betroffen ist die Agrarregion Santa Cruz. Dort stehen Landwirte vor dem Problem, dass sie ihre Ernte nicht einbringen können, da es an Diesel für Traktoren und Maschinen fehlt. Die tägliche Nachfrage nach Diesel liegt bei etwa 3,3 Millionen Litern, geliefert werden jedoch nur rund 700.000 Liter. Dies gefährdet die Ernte von Soja, Mais und Sorghum und könnte die Lebensmittelversorgung im ganzen Land beeinträchtigen .
Maßnahmen der Regierung
Die Regierung unter Präsident Luis Arce hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Krise zu bewältigen:
Importe aus Russland und den USA: Bolivien erwartet fünf Treibstofflieferungen über Chile, darunter drei aus Houston. Russland hat zwischen Dezember und März rund 190.000 Tonnen Diesel geliefert .
Kryptowährungen zur Bezahlung: Um die Devisenknappheit zu umgehen, erlaubt die Regierung dem staatlichen Energieunternehmen YPFB, Treibstoffimporte mit Kryptowährungen zu bezahlen .
Förderung von Biodiesel: In El Alto soll in Kürze eine zweite Biodieselanlage in Betrieb genommen werden, um die Abhängigkeit von Dieselimporten zu verringern .
Soziale und politische Spannungen
Die Dieselknappheit hat zu landesweiten Protesten geführt. Transportgewerkschaften drohen mit Streiks, und in mehreren Regionen blockieren Landwirte Straßen, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Regierung steht unter erheblichem Druck, schnelle Lösungen zu finden, um eine weitere Eskalation zu verhindern .
Die Lage bleibt kritisch, und es ist unklar, wie schnell sich die Situation verbessern wird.
Ein weiteres Problem: Die Anlegestellen, die Chile Bolivien zur Verfügung stellt, sind nach wie vor nicht saniert. Bei starkem Seegang ist das Anlegen für Tanker daher nicht erlaubt – der Nachschub stockt.
Seit Monaten heisst es: NO HAY DIESEL.
Wir kommen gut voran und verabreden uns mit Carolina gegen 15 Uhr. Sie ist die Betreiberin des Campings „Alberto y Felicidad“ in Sucre. Etwa zehn Kilometer vor der Stadt wird die Straße zur Autobahn. Die rechte Spur ist komplett von Lkw und Autos blockiert – eine kilometerlange Schlange vor der Tankstelle. Seit Monaten heißt es: „No hay Diesel!“
Carolina ist noch nicht da, aber ihr Vater. Er will uns jedoch ohne ihre Anwesenheit keinen Einlass gewähren – also warten wir. Carolina hat ihr Auto direkt gegenüber der Einfahrt geparkt, sodass wir beim Rangieren wenigstens etwas Spielraum haben. Es ist wirklich sehr eng – eigentlich zu eng für Lkw. Auf dem kleinen Innenhof (ca. 15 × 30 Meter) stehen bereits ein Unimog und drei kleinere Fahrzeuge.
01. Juni 2025
Herrlicher Sonnenaufgang, ich lasse die Drohne steigen.
Das Zentrum liegt nur 900 Meter vom Campingplatz entfernt, wohl auch der Grund, warum so viele genau hierher kommen.
Wir ziehen gute Schuhe an, stecken 200 Dollar ein und machen uns zu Fuß auf den Weg. Heute ist Sonntag, und die Innenstadt ist autofrei! Gott sei Dank, denn unter der Woche hängen die
Abgase schwer in der Luft und verpesten die ganze Stadt. Eine Quadra vor dem Mercado Central befinden sich die kleinen Wechselstuben. Der
offizielle Kurs liegt derzeit bei
100 US-Dollar = 620 Bolivianos. In den Wechselstuben bekommen wir für 100 $ = 1620 und für Euros 1770 Bolivianos.
Der Mercado ist wohl offen, aber viele Stände haben geschlossen. So schlendern wir den durch die engen Gassen und bekommen grosse Augen, bei der tollen Auswahl an Gemüse und Früchten.
Auch Wurst-, Fleisch- und Hühnerfans kommen hier natürlich voll auf ihre Kosten.
Plaza 25 de Mayo, Hauptplatz von Sucre.
Sucre ist bekannt für seine guten Restaurants und Cafés. Die besten Cafés sind leider alle geschlossen, so beschliessen wir wieder einmal Sushi essen zu gehen. Die Portionen waren klein, aber fein.
Was auch wieder auffällt, die Stromleitungen!!!!
Sogar eine Schweizer und eine kanadische Fahne wehen im Wind – ein kleines Zeichen internationaler Gastfreundschaft..
Zurück auf dem Campingplatz stellen wir fest, dass die Schweizer Bettina und Pascal weitergereist sind. An ihrer Stelle sind Franziska und Beat angekommen, aus Ins, also ganz aus unserer
Nähe.
Pascal fehlt übrigens auf dem Foto – er lag mit Migräne im Bett!
03. Juni 2025
Für heute sind landesweite Straßensperren angekündigt.
Am Vormittag sitzen wir alle zusammen und tauschen Erfahrungen aus. Es ist ruhig – die ganze Stadt steht still.
Irgendwann beschließen Helga, Rainer und wir zwei, in die Stadt zu gehen. Auch Helga möchte sich eine neue Brille machen lassen.
An der ersten Kreuzung, also nach etwa 50 Metern, stehen Kleinbusse kreuz und quer. Für Autos gibt es kein
Durchkommen.
Einfach herrlich, kein Verkehr, keine Abgase und endlich kein ständiges Ausweichen und Aufpassen, nicht überfahren zu werden. Nach 10 Minuten sind wir im OptiCentro und Helga wird fachmännisch beraten. Auch sie muss schnell zum Augenarzt, dieser ist gleich quer über der Straße. Eine halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs, Richtung Plaza 25 de Mayo.
Es ist inzwischen nach siebzehn Uhr, und unsere Mägen machen sich deutlich bemerkbar. Ich hatte mir schon länger vorgenommen, einmal im „La Taverne“ essen zu gehen, einem kleinen französischen Restaurant mit feiner Küche. Mein Vorschlag kommt gut an, und gemeinsam machen wir uns auf den Weg.
Wir haben Glück, das Restaurant ist leer. Normalerweise muss man für den Abend reservieren, doch heute bleibt der große Andrang aus, vermutlich, weil keine Autos ins Zentrum
dürfen.
Wir sind begeistert: Leise französische Musik klingt aus den Lautsprechern, an den Wänden hängen Plakate in französischer Sprache, und das Ambiente ist einfach zauberhaft.
Ein Blick auf die Speisekarte bestätigt den ersten Eindruck: vielversprechend und liebevoll zusammengestellt. Wir bestelle uns ein Châteaubriand, während Helga und Rainer sich für ein Lomo entscheiden. Als Begleitung wählen wir einen kräftigen Malbec, und zwar aus Bolivien. Eine gelungene Kombination!
Als das Essen serviert wird, sind wir sprachlos. Die Präsentation ist eine echte Augenweide, und das Fleisch auf den Punkt gebraten, zart und voller Geschmack.
Es ist ohne Zweifel das beste Stück Fleisch, das wir bisher in ganz Südamerika gegessen haben. Ein echter Hochgenuss!
Als wir die Taverne verlassen, ist es bereits dunkel, und die Autos rollen wieder. Die „bloqueos“ wurden aufgehoben, das Leben in der Stadt nimmt langsam wieder Fahrt auf.
Helga hat gestern eine Eisdiele entdeckt, da müssen wir natürlich hin und ausprobieren! Volltreffer!
04. Juni 2025
Um 10:45 erhalte ich eine WhatsApp: Brunos Brille ist fertig. Wir ziehen die Schuhe an und machen uns auf den Weg. Verkehrs mässig, wieder ein Chaos, und die Abgase ein echter Horror!
Bei OptiCentro wird Bruno die Brille übergeben, letzte Anpassungen vorgenommen und sie gründlich geputzt. Wir bezahlen 4.050 Bolivianos, das sind etwa 275 US-Dollar, und schon stehen wir wieder
auf der Straße.
Bruno schaut hin und her, hoch und runter – alles passt perfekt. Er ist begeistert: Es ist die erste Brille überhaupt, die auf Anhieb sitzt!
Auf dem Weg zurück zur Plaza kommen wir am Café Mirador vorbei, das sich im Glockenturm der Kirche San Miguel befindet.
Von hier oben hat man einen beeindruckenden 360°-Panoramablick über die 320.000 Einwohner zählende Stadt.
Es ist überwältigend – ich weiß gar nicht, wo und wie ich zuerst fotografieren soll.
Von hier sieht man direkt in den Hof der Universidad Mayor, Real y Pontificia.
Der Eingang der Universität ist gleich um die Ecke, die Türe nur angelehnt, wir gehen hinein und stehen mitten im Hof. jetzt sehen wir „das Café Mirador“ von unten.
Nächster Besuch: Das Regierungsgebäude!
Eine Señora begleitet uns mit ein paar Erklärungen bis zur Haupttreppe, die aufs Dach führt. Ab hier dürfen wir uns frei bewegen.
Ich wage mich sogar noch die letzte, steile Wendeltreppe hinauf – nichts für Brunos Nervenkostüm.
Die Aussicht über die Dächer von Sucre atemberaubend. Ein Foto schöner als das andere – zumindest für mich!
Wie stille Wächter thronen größere und kleinere, meist weiße Türmchen auf fast jedem Dach der alten, historischen Gebäude.
06. Juni 2025
Zusammen mit Franziska und Beat beschließen wir, der „Catedral Basílica de Nuestra Señora“ einen Besuch abzustatten.
Die Türen öffnen allerdings erst um 15 Uhr. Also kombinieren wir: zuerst die Kathedrale besichtigen, danach in der „Taverne“ essen gehen.
Die Führung über das Dach dauert etwa eine halbe Stunde und wird von einer Dame begleitet. Als wir oben ankommen, sind wir alle außer Puste, auch unsere Guide-Dame schnappt nach Luft. Nur mit Mühe gelingt es ihr, uns zu erklären, was es zu sehen gibt.
Wieder unten angekommen, stehen Helga und Rainer schon bereit. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur „La Taverne“, wo wir uns erneut mit kulinarischen Genüssen verwöhnen lassen wollen.
07. Juni 2025
Es gibt nur ein Thema: Wie kommt man aus Sucre raus? Unsere „Bloqueo-App“ zeigt freie-Fahrt Richtung Santa Cruz. Lucas muss nach Oruro, dort aber leuchten überall blaue Punkte auf.
Alle Overlander stehen im Hof und diskutieren, wo es wohl am besten sei durchzukommen. Die einen müssen nach Cusco, wir nach Santa Cruz. Für uns sieht es gerade gut aus, keine bloqueos werden angezeigt. Der grüne Pfeil zeigt unsere Richtung.
Lucas fährt heute los. Der kleinsten Lkw, bekundet die grösste Mühe!😉
08. Juni 2025
Zusammen mit Helga&Rainer, im Styre, und Franziska&Beat, im Toyota, bilden wir ein dreier Team und fahren morgens um neun los.
Als Erster fährt Bruno aus dem Hof. Ich weise ihn ein, und er manövriert unsere Hütte wie ein Profi sicher aus der engen Einfahrt!
Jetzt rollt "Frau Alma“ los, am Steuer Herr Weber ! Mit dem kurzen Radstand kein Problem, er schafft das Manöver locker in einem Zug.
Wir verabschieden uns vom Trio: Jessy, Laura und Mogli.
Sie versuchen ihr Glück Richtung Uyuni!
Am Sonntagmorgen ist es in Großstädten immer ruhig, wir kommen gut voran. Helga macht Fotos.
Überall lange Schlangen vor den Tankstellen!
Auf der Ruta 5 geht unsere Fahrt nordwärts. Sucre lassen wir hinter uns!
Kurz nach Mittag, machen wir eine kurze Pause, und fahren dann weiter. Entgegenkommende Chauffeure machen heftige Zeichen. Bruno meint, sie winken, ich sage: "Bloqueos!"
Sechs Kilometer vor Aigiule stehen wir dann tatsächlich im ersten bloqueo!
Wir versuchen herauszufinden, wie lange das Ganze dauern könnte. Keiner weiß es genau, aber jeder gibt seine Meinung dazu ab. Tja, so wie es aussieht, werden wir wohl die Nacht hier verbringen.
Bruno fährt unsere Hütte auf Steine, ja wenn wir schon auf der Straße übernachten müssen, wollen wir es wenigstens etwas gerade haben.
09. Juni 2025
Die Nacht war kurz. Ich habe keine vier Stunden geschlafen. Ein ständiges Kommen und Gehen. Reisende zogen ihre Rollkoffer durch die Straßensperre, um auf der anderen Seite wieder in ein Taxi einzusteigen, das aus Sucre oder Aiquile gekommen war. Motorräder bis Mitternacht, und ab fünf Uhr morgens wieder.
Um halb sieben stehen wir auf, es tröpfelt. Ein Blick durch die Dachluke zeigt: Der Stau ist deutlich gewachsen!
Nach dem Frühstück laufe ich nach vorne. Oh super, die Steine und Äste sind weggeräumt! Doch meine Freude ist verfrüht: Jetzt sitzen drei „Bloqueadores“ in den Hängen und werfen mit Steinen. Mistkerle! Angeblich zahlt ihnen die Regierung 500 BoB pro Tag dafür, dass sie blockieren.
Auf der anderen Seite, sieht es unverändert aus. Mindestens fünfzig Frauen und Männer sitzen hier im Hang, jeder mit einer Tüte Kokablätter in der Hand und die Backe voll davon!
Es wird Mittag, Rainer macht für alle Cappuccino und serviert seine leckeren Zimtschnecken dazu.
Immer wieder geht einer von uns nach vorne, doch jedes Mal kommt er mit der gleichen Nachricht zurück: Cerrado!
Das Schlimme daran: Unter den stehenden Fahrzeugen befinden sich auch Transporte mit lebenden Tieren. Mindestens fünf Lastwagen voller Hühner, zwei mit Rindern. Wir möchten uns gar nicht
ausmalen, wie elend es den Tieren inzwischen gehen muss.
Gegen fünf Uhr lasse ich kurz die Drohne steigen, um zu sehen, auf wie lang die Fahrzeugschlange angestiegen ist. In Richtung Sucre ist kein Ende mehr auszumachen, endlos zieht sich der Stau durch die Berge. In Richtung Aiquile hingegen wirkt es deutlich kürzer. Das kann zwei Gründe haben: Entweder gibt es weiter vorne noch mehr Blockaden, oder die Lastwagen kommen erst gar nicht mehr bis hierher durch.
Um halb sechs ein letzter Gang nach vorne. Bruno kommt zurück und meint: „Vielleicht öffnen sie um sechs“! Wenn ja, fahren wir bis Santa Cruz durch. Oh nein, ich finde das viel zu gefährlich!! Um sieben sind die Parteien immer noch am beraten.
10. Juni 2024 – Tag zwei
Auch diese Nacht war geprägt von regem Treiben. Wir fragen uns, warum die Menschen nachts reisen, obwohl sie genau wissen, dass die Straße gesperrt ist.
Beim morgendlichen Erkundungsgang beschließen Bruno und ich, mit den „Bloqueadores“ zu sprechen. Sie erklären uns ausführlich, wie unzufrieden sie mit der aktuellen Regierung seien – diese müsse
sofort weg. Die Regierung unter Evo Morales habe ihnen geholfen, Häuser gebaut, während die jetzige nur korrupt sei und nichts für das Volk tue.
So kehren wir schließlich unverrichteter Dinge zum Pepamobil zurück.
Langsam wachsen wir alle zu einer kleinen, oder besser gesagt: großen, Familie zusammen. Immer wieder besprechen wir mit den anderen Fahrern die Lage. Heute meinte einer:
„Warum geht ihr nicht ins Dorf zum Bürgermeister? Ihr seid doch Ausländer und habt nichts mit unseren Problemen zu tun!“
Hm… warum eigentlich nicht?
Zusammen mit Helga steigen wir in ein Taxi. Diese Taxis stehen stets bereit für Menschen, die mit dem Bus aus Sucre anreisen und von hier aus nicht mehr weiterkommen. Ich erkläre dem Taxifahrer unser Anliegen. Seine Antwort: „Der Bürgermeister ist im Mercado. Es gibt keine Hühner mehr, die Leute sind wütend, ihr werdet nicht zu ihm durchkommen!“ Na dann, Helga und Franziska brauchen ohnehin Brot. Also machen wir uns auf zur nächsten Bäckerei.
Es bleiben nur noch „Pan normal“ übrig, also ohne Käse (Pan especial)für 1 BoB das Stück = 0,11 Rappen!
Wieder zurück beim Bloqueo besprechen wir die Situation mit den Lkw-Chauffeuren. Nichts neues!
Den Nachmittag verbringen wir wieder gemeinsam zwischen den Fahrzeugen, und harren der Dinge, die da kommen sollten.
Dann, plötzlich, kommt Bewegung in die Menge. Eine Indigena geht durch die Reihen und verkündet: „Morgen um sechs wird die Blockade aufgehoben! Die Bloqueadores haben unterschrieben!
Wir können es kaum glauben, fragen immer wieder nach: „Sicher? Wirklich wahr?“ – „Ja, morgen um sechs könnt ihr weiterfahren!“
Zur Feier des Tages bereite ich eine feine Rösti zu, und schon um acht versuchen wir zu schlafen. Uns allen ist klar: Morgen wird ein langer Tag. Wir wollen so schnell wie möglich aus der Region raus, denn für übermorgen sind bereits neue Blockaden angekündigt.
428 Kilometer liegen vor uns, dann haben wir, hoffentlich, die Blockanden hinter uns gelassen.
Den „Erdbeermond“ nehme ich auch noch mit!
11. Juni 2025
Den Wecker haben wir nicht gestellt, wir waren überzeugt, dass wir bestimmt nichts verpassen würden. Pünktlich um sechs wache ich auf. Bruno ist bereits dabei, sich anzuziehen, um nachzusehen, was los ist. Kurze Zeit später kommt er zurück:
„Der Delegierte hat wohl verpennt, er ist noch nicht da.“
Wir warten …
Dann – ENDLICH – um 06:25 rollt der erste Lastwagen an uns vorbei.
Zehn Minuten später, setzt sich unsere Kolonne in Bewegung.
Bis wir vorne sind, ist es schon hell!
Punkt sieben Uhr biegen wir ab nach Santa Cruz, wir haben freie Fahrt! Wir klatschen uns ab und düsen los!
Jeder fährt in seinem eigenen Tempo, in seinem eigenen Rhythmus.
Der Styre hat Mühe, den Pass hinunterzukommen, die Motorbremse funktioniert nicht wie sie sollte, also fahren wir zu. Wir legen eine kurze Mittagspause ein, machen ein paar Fotos und wechseln uns
stündlich mit dem Fahren ab. So nähern wir uns zügig Santa Cruz.
Immer wieder passieren wir kleine Ortschaften – meistens nicht gerade das, was wir als „schön“ bezeichnen würden. In Samaipata, einer etwas größeren Ortschaft mit Tankstelle, schaue ich im Vorbeifahren hinüber und sehe eine Frau, die mir zuwinkt! Wie bitte? Hat sie etwa Diesel? Mit Handzeichen frage ich: „Diesel?“ – ein energisches Kopfnicken ist die Antwort. Ich reiße das Lenkrad nach rechts, und schon stehen wir an der Zapfsäule, ohne stundenlanges anstehen.
Für 0.65 CHF der Liter, plätschert das begehrte Produkt in unseren Tank!
Ab und an ein schöner „Berg“.
Gut hat Santa Cruz eine Umfahrungsstraße, wir schaffen sie in 20 Minuten.
Einmal auf der Ruta 4, haben wir noch 30 km vor uns. Es ist schon Nacht. Trotzdem fahren wir noch bis zur Tankstelle
km 75, wo wir müde, aber glücklich ankommen.
12 Stunden Fahrzeit, ein Rekord für uns.
12. Juni 2025
Ab heute nehmen wir es wieder gemütlich. Das Ziel: Roboré. Die Ruta 4 zuerst wieder eher langweilig. Wir queren eine Menonniten-Siedlung.
Dann, auf einmal: überall blühende Lapacho-Bäume! Immer wieder wandert mein Blick nach rechts, denn roten Berge rücken näher. Ich würde so gerne ein paar Fotos machen, aber das viele Grünzeug am Straßenrand versperrt die Sicht. Also gibt es nur eine Lösung: Drohne raus, und ab in die Luft!
Es ist irre, was sich da im Hinterland versteckt, eine Blütenpracht die mir die Sprache verschlägt.
Es wird immer besser!
13. Juni 2025
Bei der Hacienda Yacará finden wir eine Übernachtungsplatz, Mit schönem Blick in die Weite und hoch zum Berg, welchen wir besteigen wollen.
Den Aufstieg schaffen wir in. knapp 75 Minuten, die Aussicht Topp!
Der Abstieg, jeder nach seinem Gusto...
Samstag, 14. Juni 2025
Heutiges Ziel: der Grenzübertritt nach Brasilien. Hoffentlich arbeitet der brasilianische Zoll, denn die haben „Bürozeiten!“ Es ist kurz vor Mittag, als wir in Puerto Suárez eintreffen. Passt, wir haben sogar noch Zeit, in einer der Wechselstuben Dollar zu tauschen. Verhandeln kann man nicht! So wechseln denn zehn Hunderter-Dollarnoten den Besitzer, und wir stecken 5400 Reais ein. - Sicher ist sicher, schon zu oft hat unsere Kreditkarte in Brasilien nicht funktioniert! -
Der Zoll ist keine hundert Meter weiter. Wir gehen zu Fuß, und werden von der Migración zügig abgefertigt. „Der chico von der Aduana ist in der Mittagspause, kommt in einer Stunde wieder“, teilt uns der Beamte mit. Okay…Wir wollen zurück zum Pepamobil, als uns ein Mann entgegen kommt. „Sind das eure Wagen, da oben, kommt mit ich bin der Zollbeamte für die Aduana.“ Super! Er ist dann nicht so speditiv wie sein Kollege, macht ein Durcheinander, aber wir nicken alles ab, ist ja nicht unser erster Zollübertritt!
Eine etwas abenteuerliche Reise durch Bolivien, die ganz anders hätte verlaufen sollen, geht zu Ende. Statt wie geplant über Chile Richtung Kolumbien zu reisen, geht es nun nach Brasilien. Gut, dass es immer einen Plan B gibt!
Brasilien ab Mitte Juni bis ???