28. Mai 2025
Grenze Bolivien - Paraguay
Da Bolivien nicht zum Mercosur gehört, müssen wir mit dem Pass einreisen. Wir dürfen 90 Tage im Land bleiben.
Bei der Aduana muss man sich mit einem QR-Code registrieren.Diesen haben wir schon im Pepamobil ausgefüllt! Bei Bruno klappt’s sofort. Bei mir sorgt ein blöder „Leerschlag" im Formular für Verwirrung. Nach 10 Minuten Warten winkt mich der Zollbeamte einfach durch.
Unsere zwei "Grundnahrungsmittel" hat niemand interessiert.
Dann kommt auch noch das Militär. In Bolivien gibt es viele Militärkontrollen – vor und nach fast jeder Ortschaft oder Stadt, und natürlich auch direkt hier am Zoll. Ich muss die Tür öffnen, und neugierig recken die Soldaten die Köpfe ins Innere. Reingekommen ist aber keiner!
Dann wird der Schlagbaum geöffnet und wir sind wieder einmal in Bolivien.
Weit wollen wir heute nicht mehr fahren, die letzten Tage waren doch recht fahrintensiv. Aber Vorsicht ist geboten, denn auch hier hat es geregnet, und nasse Pisten können schnell zur Herausforderung werden.
Kurz vor der Ortschaft Ibibobo dann die nächste Militärkontrolle. Wie üblich stehen vier oder fünf Soldaten zusammen. Sie wollen Führerschein und Fahrzeugschein sehen – alles Routine. Natürlich wollen sie auch einen Blick ins Fahrzeug werfen. Einer der Soldaten kündigt an, einsteigen zu wollen, mit Gewehr. Das habe ich ihm freundlich, aber bestimmt untersagt. Er schaut kurz irritiert, drückt das Gewehr seinem Kollegen in die Hand, und steigt dann doch ein. In der Tür bleibt er stehen, schaut sich um und meint trocken: „Ich muss kontrollieren, ob ihr Rinder transportiert.“ 🤣🐄
„Häää?“ war unsere einzige Reaktion.
Da wir – Überraschung! – keine Rinder dabeihaben, dürfen wir weiterfahren.
Kurze Zeit später zweigt eine relativ gute Piste nach links ab. Wir gehen schauen, ob wir zum Fluss kommen. Tun wir nicht, aber einen sicheren Platz finden wir trotzdem.
Nach einem leckeren, selbst gemachten Sandwich und einem frischen Smoothie machen wir uns zu Fuß auf den Weg, unser Ziel: der Fluss. Der Pfad führt durch eine nicht allzu dichte Vegetation, geprägt von dornigen Büschen, Kakteen und einigen Flaschenbäumen.
Zum Fluss kommen wir, aber das Wasser ist doch sehr weit, weit weg und ist eher ein Rinnsal denn ein Fluss.
29. Mai 2025
Eine absolut grandiose Nacht. Morgens um sieben ist es draußen neblig bei kühle 5 Grad, wir heizen erst einmal ne Runde.
Auf der neu asphaltierten Strecke begegnen uns gefühlt Hunderte von Tanklastwagen. Wir fragen uns: Wieso eigentlich? Bolivien fördert doch selbst Erdöl. Ich gebe die Frage weiter an ChatGPT – hier die Antwort:
Obwohl Bolivien Erdöl fördert, gibt es mehrere Gründe, warum das Land große Mengen Benzin und Diesel importieren muss:
Bolivien fördert zwar Erdöl, raffiniert aber nur einen Teil davon selbst. Die vorhandenen Raffinerien sind veraltet und haben eine begrenzte Kapazität, was bedeutet, dass große Mengen Rohöl nicht im Land verarbeitet werden können. Stattdessen wird häufig veredelter Treibstoff importiert – insbesondere Diesel und Benzin.
Das im Inland geförderte Rohöl ist nicht immer für die Produktion von hochqualitativem Kraftstoff geeignet. Daher wird raffiniertes Produkt mit höheren Standards aus dem Ausland importiert, um die Nachfrage zu decken.
Ob der 4 Liter auf 100 Kilometer braucht?
Eine weitere Besonderheit in Bolivien: die Mautstellen!
Von früheren Reisen wissen wir, dass man immer explizit „Ida“ – also nur die einfache Strecke – verlangen muss. Oft konnte man sogar direkt an der ersten Peaje (Mautstation) für die gesamte Strecke bezahlen. Dieses Mal allerdings wird uns das verweigert.
So treffen wir etwa alle 50 Kilometer auf eine Zahlstelle. Bis auf eine Ausnahme zahlen wir jeweils 13 Bolivianos – was uns ehrlich gesagt ziemlich teuer vorkommt. Bei der sechsten Mautstelle kommt dann die Aufklärung: Uns wurde bisher immer
„Ida y Vuelta“berechnet – also Hin- und Rückfahrt. Der freundliche junge Mann erklärt, dass eine Korrektur nur an
der ersten Zahlstelle möglich ist. Ich müsste also zurückfahren, um dort eine einseitige Strecke zu beantragen.
Tun wir natürlich nicht.
Zusätzlich gibt es entlang der Strecke immer wieder Kontrollen von Führer- und Fahrzeugschein.
Der Beamte sitzt in einem kleinen Häuschen und hat eine Schnur quer über die Straße gespannt. Der Fahrer muss aussteigen, zu ihm hinlaufen
und ihm die Papiere zeigen. Nach einem kurzen Blick darauf senkt der Mann das Seil – und man darf weiterfahren.
Wir haben Glück, der neue Tunnel ist bereits für den Verkehr geöffnet, die Passstraße bleibt uns erspart.
Wieder biegen wir von der Hauptstraße auf eine Nebenstraße und stellen uns, für die Nacht, einfach an der Rand.
30. Mai 2025
Um nach Sucre zu gelangen, müssen wir die Kordilleren überqueren. Wir vermuten, von früheren Überquerungen, dass es hügelig ist und heikle Stellen geben kann, da es ja viel geregnet hat. Die Routa6 ist bis Monteagudo asphaltiert, ab hier sind 100 km Erdpiste.Die Straße verläuft parallel zum Rîo Turuchipa. Schon nach einigen Kilometern, die ersten matschigen Teilstücke.
Nach etwa zehn Kilometern wird die Piste breiter und trocken, beginnt anzusteigen und windet sich in Serpentinen hinauf auf 3000 m ü. M.
Die Landschaft präsentiert sich in sattem, üppigem Grün.
Kurz nach Padilla, die Straße ist nun wieder asphaltiert, steht eine kleine Kapelle, einsam und verlassen, auf einer großen Fläche. Ideal für die Nacht!
31. Mai 2025
Die Landschaft wandelt sich, wird zunehmend trocken. Auf dem Weg passieren wir immer wieder verstreute Häuser, kleine Siedlungen und hin und wieder sogar größere Orte. Es bleibt beeindruckend, dass so viele Menschen in dieser Höhe – über 3350 Metern – dauerhaft leben.
Wir kommen gut voran und verabreden uns mit Carolina gegen 15 Uhr. Sie ist die Betreiberin des Campings „Alberto y Felicidad“ in Sucre. Etwa zehn Kilometer vor der Stadt wird die Straße zur Autobahn. Die rechte Spur ist komplett von Lkw und Autos blockiert – eine kilometerlange Schlange vor der Tankstelle. Seit Monaten heißt es: „No hay Diesel!“
Hier eine Erklärung zur Situation in Bolivien.
Die Dieselsituation in Bolivien ist derzeit äußerst angespannt. Das Land erlebt eine der schwersten Treibstoffkrisen seiner Geschichte, die sich auf Wirtschaft, Landwirtschaft und Alltag massiv auswirkt.
Ursachen der Dieselknappheit
Bolivien produziert nur etwa 15 % seines Dieselbedarfs selbst und ist stark auf Importe angewiesen. Die Devisenreserven des Landes sind in den letzten Jahren drastisch gesunken, was die Finanzierung von Treibstoffimporten erschwert. Zudem ist die lokale Gasproduktion rückläufig, was die Energiekrise weiter verschärft .
Auswirkungen auf Landwirtschaft und Wirtschaft
Besonders betroffen ist die Agrarregion Santa Cruz. Dort stehen Landwirte vor dem Problem, dass sie ihre Ernte nicht einbringen können, da es an Diesel für Traktoren und Maschinen fehlt. Die tägliche Nachfrage nach Diesel liegt bei etwa 3,3 Millionen Litern, geliefert werden jedoch nur rund 700.000 Liter. Dies gefährdet die Ernte von Soja, Mais und Sorghum und könnte die Lebensmittelversorgung im ganzen Land beeinträchtigen .
Maßnahmen der Regierung
Die Regierung unter Präsident Luis Arce hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Krise zu bewältigen:
Importe aus Russland und den USA: Bolivien erwartet fünf Treibstofflieferungen über Chile, darunter drei aus Houston. Russland hat zwischen Dezember und März rund 190.000 Tonnen Diesel geliefert .
Kryptowährungen zur Bezahlung: Um die Devisenknappheit zu umgehen, erlaubt die Regierung dem staatlichen Energieunternehmen YPFB, Treibstoffimporte mit Kryptowährungen zu bezahlen .
Förderung von Biodiesel: In El Alto soll in Kürze eine zweite Biodieselanlage in Betrieb genommen werden, um die Abhängigkeit von Dieselimporten zu verringern .
Soziale und politische Spannungen
Die Dieselknappheit hat zu landesweiten Protesten geführt. Transportgewerkschaften drohen mit Streiks, und in mehreren Regionen blockieren Landwirte Straßen, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Regierung steht unter erheblichem Druck, schnelle Lösungen zu finden, um eine weitere Eskalation zu verhindern .
Die Lage bleibt kritisch, und es ist unklar, wie schnell sich die Situation verbessern wird.
Ein weiteres Problem: Die Anlegestellen, die Chile Bolivien zur Verfügung stellt, sind nach wie vor nicht saniert. Bei starkem Seegang ist das Anlegen für Tanker daher nicht erlaubt – der Nachschub stockt.
Seit Monaten heisst es: NO HAY DIESEL.
Wir kommen gut voran und verabreden uns mit Carolina gegen 15 Uhr. Sie ist die Betreiberin des Campings „Alberto y Felicidad“ in Sucre. Etwa zehn Kilometer vor der Stadt wird die Straße zur Autobahn. Die rechte Spur ist komplett von Lkw und Autos blockiert – eine kilometerlange Schlange vor der Tankstelle. Seit Monaten heißt es: „No hay Diesel!“
Carolina ist noch nicht da, aber ihr Vater. Er will uns jedoch ohne ihre Anwesenheit keinen Einlass gewähren – also warten wir. Carolina hat ihr Auto direkt gegenüber der Einfahrt geparkt, sodass wir beim Rangieren wenigstens etwas Spielraum haben. Es ist wirklich sehr eng – eigentlich zu eng für Lkw. Auf dem kleinen Innenhof (ca. 15 × 30 Meter) stehen bereits ein Unimog und drei kleinere Fahrzeuge.
01. Juni 2025
Herrlicher Sonnenaufgang, ich lasse die Drohne steigen.
Das Zentrum liegt nur 900 Meter vom Campingplatz entfernt, wohl auch der Grund, warum so viele genau hierher kommen.
Wir ziehen gute Schuhe an, stecken 200 Dollar ein und machen uns zu Fuß auf den Weg. Heute ist Sonntag, und die Innenstadt ist autofrei! Gott sei Dank, denn unter der Woche hängen die
Abgase schwer in der Luft und verpesten die ganze Stadt. Eine Quadra vor dem Mercado Central befinden sich die kleinen Wechselstuben. Der
offizielle Kurs liegt derzeit bei
100 US-Dollar = 620 Bolivianos. In den Wechselstuben bekommen wir für 100 $ = 1620 und für Euros 1770 Bolivianos.
Der Mercado ist wohl offen, aber viele Stände haben geschlossen. So schlendern wir den durch die engen Gassen und bekommen grosse Augen, bei der tollen Auswahl an Gemüse und Früchten.
Auch Wurst-, Fleisch- und Hühnerfans kommen hier natürlich voll auf ihre Kosten.
Plaza 25 de Mayo, Hauptplatz von Sucre.
Sucre ist bekannt für seine guten Restaurants und Cafés. Die besten Cafés sind leider alle geschlossen, so beschliessen wir wieder einmal Sushi essen zu gehen. Die Portionen waren klein, aber fein.
Was auch wieder auffällt, die Stromleitungen!!!!
Sogar eine Schweizer und eine kanadische Fahne wehen im Wind – ein kleines Zeichen internationaler Gastfreundschaft..
Zurück auf dem Campingplatz stellen wir fest, dass die Schweizer Bettina und Pascal weitergereist sind. An ihrer Stelle sind Franziska und Beat angekommen, aus Ins, also ganz aus unserer
Nähe.
Pascal fehlt übrigens auf dem Foto – er lag mit Migräne im Bett!
03. Juni 2025
Für heute sind landesweite Straßensperren angekündigt.
Am Vormittag sitzen wir alle zusammen und tauschen Erfahrungen aus. Es ist ruhig – die ganze Stadt steht still.
Irgendwann beschließen Helga, Rainer und wir zwei, in die Stadt zu gehen. Auch Helga möchte sich eine neue Brille machen lassen.
An der ersten Kreuzung, also nach etwa 50 Metern, stehen Kleinbusse kreuz und quer. Für Autos gibt es kein
Durchkommen.
Einfach herrlich, kein Verkehr, keine Abgase und endlich kein ständiges Ausweichen und Aufpassen, nicht überfahren zu werden. Nach 10 Minuten sind wir im OptiCentro und Helga wird fachmännisch beraten. Auch sie muss schnell zum Augenarzt, dieser ist gleich quer über der Straße. Eine halbe Stunde später sind wir wieder unterwegs, Richtung Plaza 25 de Mayo.
Es ist inzwischen nach siebzehn Uhr, und unsere Mägen machen sich deutlich bemerkbar. Ich hatte mir schon länger vorgenommen, einmal im „La Taverne“ essen zu gehen, einem kleinen französischen Restaurant mit feiner Küche. Mein Vorschlag kommt gut an, und gemeinsam machen wir uns auf den Weg.
Wir haben Glück, das Restaurant ist leer. Normalerweise muss man für den Abend reservieren, doch heute bleibt der große Andrang aus, vermutlich, weil keine Autos ins Zentrum
dürfen.
Wir sind begeistert: Leise französische Musik klingt aus den Lautsprechern, an den Wänden hängen Plakate in französischer Sprache, und das Ambiente ist einfach zauberhaft.
Ein Blick auf die Speisekarte bestätigt den ersten Eindruck: vielversprechend und liebevoll zusammengestellt. Wir bestelle uns ein Châteaubriand, während Helga und Rainer sich für ein Lomo entscheiden. Als Begleitung wählen wir einen kräftigen Malbec, und zwar aus Bolivien. Eine gelungene Kombination!
Als das Essen serviert wird, sind wir sprachlos. Die Präsentation ist eine echte Augenweide, und das Fleisch auf den Punkt gebraten, zart und voller Geschmack.
Es ist ohne Zweifel das beste Stück Fleisch, das wir bisher in ganz Südamerika gegessen haben. Ein echter Hochgenuss!
Als wir die Taverne verlassen, ist es bereits dunkel, und die Autos rollen wieder. Die „bloqueos“ wurden aufgehoben, das Leben in der Stadt nimmt langsam wieder Fahrt auf.
Helga hat gestern eine Eisdiele entdeckt, da müssen wir natürlich hin uns ausprobieren! Volltreffer!
04. Juni 2025
Um 10:45 erhalte ich eine WhatsApp: Brunos Brille ist fertig. Wir ziehen die Schuhe an und machen uns auf den Weg. Der Verkehr rollt wieder, und die Abgase sind ein echter Horror!
Bei OptiCentro wird Bruno die Brille übergeben, letzte Anpassungen vorgenommen und sie gründlich geputzt. Wir bezahlen 4.050 Bolivianos, das sind etwa 275 US-Dollar, und schon stehen wir wieder
auf der Straße.
Bruno schaut hin und her, hoch und runter – alles passt perfekt. Er ist begeistert: Es ist die erste Brille überhaupt, die auf Anhieb sitzt!
Auf dem Weg zurück zur Plaza kommen wir am Café Mirador vorbei, das sich im Glockenturm der Kirche San Miguel befindet.
Von hier oben hat man einen beeindruckenden 360°-Panoramablick über die 320.000 Einwohner zählende Stadt.
Es ist überwältigend – ich weiß gar nicht, wo und wie ich zuerst fotografieren soll.
Von hier sieht man direkt in den Hof der Universidad Mayor, Real y Pontificia.
Der Eingang der Universität ist gleich um die Ecke, die Türe nur angelehnt, wir gehen hinein und stehen mitten im Hof. jetzt sehen wir „das Café Mirador“ von unten.
Nächster Besuch: Das Regierungsgebäude!
Eine Señora begleitet uns mit ein paar Erklärungen bis zur Haupttreppe, die aufs Dach führt. Ab hier dürfen wir uns frei bewegen.
Ich wage mich sogar noch die letzte, steile Wendeltreppe hinauf – nichts für Brunos Nervenkostüm. Im Nachhinein halb so schlimm, denn durch das Gegenlicht sind von hier oben ohnehin keine guten Fotos möglich.
Die Aussicht über die Dächer von Sucre atemberaubend. Ein Foto schöner als das andere – zumindest für mich!
Wie stille Wächter thronen größere und kleinere, meist weiße Türmchen auf fast jedem Dach der alten, historischen Gebäude.