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pepamobil Brasilien
Unterwegs in Brasilien

 

 

Der Zoll ist, dank der Vorabregistrierung mit QR-Code, schnell erledigt. Auf geht's nach Gramado, 754 Kilometer liegen vor uns. Heute schaffen wir 224, die Sonne scheint und wir kommen gut voran. Bei einer Tankstellen stellen wir uns in eine Ecke und rechnen mit einer "lauten Nacht.

 

30. April 2024

Sie war sogar sehr ruhig. Da wir noch viele Kilometer vor uns haben starten wir relativ früh. Schon bald setzt Regen ein. Und dieser wird immer stärker. So viel Regen hatten wir noch nie. Die Wassermassen überschwemmen das Land, die Felder, die Straßen. Wir kommen nur langsam voran.

 

Kurz vor unserem Etappenende  stehen wir im Stau. Nichts geht mehr. Vierzig Minuten später kommen wir an der Ursache vorbei, ein Hangrutsch!

 

Wir fahren noch zehn Minuten, das  Wasser fällt wieder wie aus Eimern vorm Himmel. 

 

Für die Nacht suchen wir uns einen sicheren Platz, weit weg von einem Fluss, einem Hang. Vor einer Kapelle fühlen wir uns sicher😉😉😉

 

01. Mai 2024

Die Nacht war sehr ruhig, kein Verkehr, keine Auto, nichts. Den Grund sehen wir, als wir am morgen rausschauen. Wir sind zugeparkt, die LKW's stehen in dreier Reihe auf der Straße. Es muss wieder einen Hangrutsch gegeben haben.

 

Eigentlich wollten wir nach Gramado, doch die Hauptstrecke ist mindestens für vier Tage gesperrt. So beschliessen wir, zuerst nach Porto Alegre zu fahren. Was wir zu sehen bekommen ist beängstigend. Überall Wasserfälle die sich über die Hänge ergiessen. Häuser, Felder stehen Meterhoch untere Wasser. Polizei die die Straßen absperren.

Der 1. Mai ermöglicht es, dass wir problemlos zum Flughafen kommen. Ich brauchen ein Ticket in die Schweiz. Während Bruno draussen wartet, bemühen der Verkäufer und ich mit Hilfe des Googletranslate um eine Verständigung. 

 

 

Das Ganze dauert und dauert. Ein hin und her mit Datum, mit Fluggesellschaft, mit Geldwechseln gehen. Um 15 Uhr bin ich endlich wieder im Pepamobil. Alles zu schreiben dauert extrem lange🥴🥴🥴 Ich bin gespannt was ich morgen beim Einchecken erlebe!

 

03. Mai 2024

Das Einchecken dauerte fast genauso lange wie das Buchen. Unglaublich! Die Swiss ist auch nicht mehr was sie mal war. Das Essen lässt zu wünschen übrig, der Service war auch schon mal viel besser. Nur an der Pünktlichkeit kann man nicht meckern. 

03.-15.Mai in der Schweiz

 

Auch der Zug fährt auf die Minute genau ab.

 

Mein Schwager holt mich am Bahnhof  ab. Wir fahren direkt ins Spital zu meiner Schwester. Es geht ihr leider nicht gut. 

 

 

04. Mai 2024

In Brasilien herrscht Chaos, Flughafen, Strassen sind gesperrt, alles steht unter Wasser. Auch Bruno ist  auf einem Parkplatz eingesperrt. Das Wasser steigt stündlich. 

 

Der Eingangsbereich vom Parkplatz, wo unser Pepamobil stationiert ist, gestern Vormittag

 

Drei- vier Stunden später...

 

Fünf Stunden später...

 

Es bleiben circa 20 Meter bis zum Pepamobil. Drei Flüsse kommen in Porto Alegre zusammen. In den Bergen hat es am Nachmittag aufgehört zu regnen, aber leider um 22:30 wieder angefangen.

 

05. Mai 2024

News aus Brasilien...Aus Sicherheitsgründen wurde in Porto Alegre der Strom abgestellt. Bis auf die Helikopter, welche vermutlich Leute evakuieren, herrscht eine Totenstille. Das Wasser steigt und steigt. 

Habe gerade erfahren, dass ein Staudamm gebrochen ist, das ist gar nicht gut!!!!!

 

Die Lage in Brasilien wird dramatisch. Bruno hat alle  wichtigen Unterlagen, Dokumente, Pässe etcetera,  Geld, Festplatten, Computer und ein Satz Klamotten wasserdicht eingeschweißt. Die Tasche für den "tworst case" steht bereit. Müsste er das Pepamobil verlassen, hat er die Möglichkeit in den Aufenthaltsraum , vom Parkplatz zu flüchten. Dieser liegt im ersten Stock.

 

Er hat die Lkw-Batterien ins Führerhaus gepackt, die Tankdeckel abgedeckt, da wo Wasser eindringen könnte, mit Plastiksäcken zugemacht, die Eingangstüre zugeklebt. Diese Nacht wird entscheidend. 

n der Küche vom Aufenthaltsraums des Parkplatz, schwimmen: Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner, Tisch, Polstergruppe durch die Gegend.

 

Erstes Bild vom Samstag,    zweites Bild von gestern Nachmittag.  

 

Die Besitzer der Autos, die ihre Wagen auf  dem Parkplatz abgestellt haben und in Urlaub geflogen sind, werden grosse Augen machen. Die gefluteten Autos, verlieren alles ÖL, den Treibstoff, das Wasser erreicht die Mitte des Lenkrades. Den ganzen Tag erklingen die Alarmanlagen, die Lichter Blinken, dann gibt dasAuto den Geist auf. Das wird ein Schock, wenn die Besitzer zurückkommen. Zumal der Flughafen  zurzeit noch gesperrt ist. 

 

06. Mai 2024

Es ist jetzt halb zwölf in der Schweiz, von Bruno noch keine Nachricht! Bin die ganze Nacht wach gelegen, bin extrem nervös.

 

Um viertel nach zwölf hat Bruno endlich angerufen. Schlechte Nachrichten. Das Wasser ist im Wageninnere und leider steigt es immer noch. Die Heizung/Warmwasser ist unter Wasser! Bruno wird jetzt rausgehen und den Turbo abhängen. 


Auch haben die Plünderungen begonnen. Es fallen Schüsse und er ist ganz alleine dort. Das ganze Quartier ist Menschenleer.

Helikopter kreisen, Boote fahren auf den Wasserstraßen mit den Plünderer. 

Ab Montag dringt Wasser in die Wohnkabine.

Ab jetzt ist Bruno immer wieder draussen im 10 Grad kalten Wasser. Öl, Diesel, Benzin Fäkalien  rund um ihn herum. 

 

07. Mai 2024

Der schlimmste Tag meines Lebens!

Mit Bruno war es so abgemacht, dass er mich um elf Uhr anruft, und je nachdem wie die Situation ist, ich den Notfallarm auslöse. Als der Anruf kam, ist Bruno am Boden zerstört. Er muss unser "Haus" verlassen. Er muss noch den Wechselrichter ausbauen, diesen ins Trockene stellen, das Pepamobil dicht machen und aufs Dach klettern und auf Hilfe warten. Das heisst dann für uns, ab da  haben wir  keinen Kontakt mehr, ich werde nicht wissen was mit ihm geschieht. Kommt Hilfe? Wann kommt Hilfe? Was für Hilfe kommt?

Seit Tagen stehe ich in Kontakt mit Douglas dem Besitzer von dhr.overlander, zu ihm waren wir unterwegs, und zu Claudia, einer Argentinierin welche Freunde in Florianopolis hat. Beide haben Kontakt zu Behörden und haben Bruno als evakuierende Person angemeldet.

Als ich nun von Bruno die Nachricht bekomme er müsse evakuiert werden, springt mein Verstand in Panikzustand. Wir verabschieden uns und ich weiß nicht, ob ich ihn je wieder sehen  werde! Claudia avisiert ihren Kontakt, dieser reagiert nicht. Eine Stunde, zwei Stunden. Nichts! Ich versuche meinerseits anzurufen, und komme beim ersten Mal durch. Ich spreche kein Wort portugiesisch, kann sowieso vor lauter Emotionen nicht sprechen. Der señor versucht mich zu beruhigen, spricht etwas englisch. Sagt mir er habe den Standort von Bruno, aber er müsse warten, sie hätten noch viele andere Leute zum abholen. Meine Panik steigt, ich schicke eine WhatsApp an Douglas. Sofort kommt die Antwort, gib mir seine Daten, seinen Standort! Ein paar Minuten später die WA: Spricht dein Mann englisch? Ich bin in Kontakt mit der Zivilschutzpolizei! Wirmüssen sehen von wo aus wir am schnellsten bei ihm sind! Hat Bruno Signal! Nein!  ist er Versichert? Nein! Ist das Tor offen? Nein, unter Wasser! Sei beruhigt, die Polizei ist unterwegs! Wir suchen auch eine Unterkunft! 

Die Stunden vergehen. In meinem Hirn spielen sich die schlimmsten Horror Szenarien ab. Bruno als Ausländer unter Tausenden von Obdachlosen, sehen nur einen Rucksack und eine Tasche, alle wollen es haben. Er wird zusammen geschlagen, totgeprügelt.

Ich dreh im Roten. Dann die WA, die Polizei ist bei Bruno, er ist im Boot! Ich klappe erstmal zusammen! Die nächste Hürde, das Auffanglager! Wieder der reinste Horror in meinem Kopf. Dann, endlich, endlich, nach sechs Stunden der Anruf von Bruno! Wir weinen beide, sind total mit den Nerven am Ende. "es geht mir gut, ich sitze im Auto, wir suchen ein Hotel! Oh mein Gott, er ist schon fast in Sicherheit. Es vergehen weitere drei Stunden, bis sie endlich ein Hotel gefunden haben, dass A: nicht 150 $ will für ein Zimmer, ohne Strom, Wasser, WC, Essen und B: in einem sicheren Quartier ist.

Das Ganze habe ich aus dem Spital-Zimmer meiner Schwester durchlebt. Ihre Hand haltend um ihr Leben bangend.  Es war der absolute Horror. 

Gegen einundzwanzig Uhr falle ich ins Bett, rufe Bruno an und wir versuchen den Schock zu verarbeiten. Stundenlanges sprechen, weinen, lachen wir, bis wir uns, weit nach Mitternacht , "gute Nacht" sagen.

 

Bruno schreibt einen Bericht wenn er fertig ist, stelle ich ihn dann online.

Das letzte Bild von unserem Zuhause. Wie werden wir es wieder vorfinden?

 

Bruno wartet, Stunden, auf dem Dach des Wärterhäuschen.  Alles was er mitgenommen hat, ist im Rucksack, dem Packet und den zwei Taschen. Alles eingeschweisst. Ich bin schockiert wie abgemagert er ist!🙈🙈😭😭😭😭😭

 

Unterwegs mit der Zivilpolizei kommen sie am Flughafen vorbei, an vielen Kaufhäusern, Gebäude welche alle offene Türen haben.

In Brasilien müssen sich, bei Hochwasser, alle Türen öffnen. Tag der offen Tür für alle Plünderer, und Menschen die alles verloren haben. 

Bruno wird von freiwilligen Helfern in Empfang genommen und zusammen mit Marco einer Vertrauensperson suchen sie während drei Stunden eine Bleibe. Die meisten Hotel stehen unter Wasser, diejenigen die vom Wasser verschont blieben haben keinen Strom, kein frisches Wasser, 10 Liter pro Tag/Person, das WC funktioniert  nicht, sind alle ausgebucht. Die Preise für eine Nacht 140 $. 

 

09. Mai 2024

Es geht uns soweit gut. Bruno hat versucht das Trauma mit einem Bericht niederzuschreiben hier zu lesen.

 

Um vierzehn Uhr wird Bruno abgeholt. Eine Kommunikation, mit dem Fahrer, ist leider nicht möglich da Bruno kein portugiesisch spricht. Für die 100 Kilometer hat der Mann sieben Stunden gebraucht, Rettungsfahrzeuge, Wasserversorgungsfahrzeuge, Leute die fliehen, die Strasse ist ein Chaos. Stundenlanges Schlangen stehen. Sein Fahrer will nicht rechts überholen, so wie es alle anderen Autos machen um an den Lkw vorbeizukommen, es sei Verboten!

 

13. Mai 2024

Die letzten Tage (und Nächte) waren extrem belastend. Obwohl Bruno in einem hübschen Gästehaus untergekommen ist, gibt es noch viele Probleme. Hauptproblem, der Regen. Es schüttet, nach wie vor, jeden Tag. Nicht ein paar Millimeter, nein immer wieder viele Zentimeter. Bei diesem Wetter ist es Bruno nicht möglich nach draussen zu gehen, da er keine Klamotten zum wechseln hat. Die Temperaturen sind nachts zwischen 1 und 8 Grad, nicht gerade T'Shirt Wetter. Er bekommt nur Frühstück serviert und auch das nicht nach seinem Geschmack. Die liebe Frau will einfach nicht begreifen, dass es Menschen gibt, die keine Wurst, Käse und Brot zum Frühstück wollen. Er ist jetzt vier Tage da oben und konnte erst einmal Mittagessen gehen. Erschwerend kam dazu, dass seine Debitkarte nicht akzeptiert wurde, er also nicht bezahlen konnte, da wir ja auch keine Zeil hatten um  Reais/Real zu wechselt. Erst als ein Kellner auf die Idee kam, anstelle von Debit- Kreditkarte eingeben, wurde die Visa akzeptiert. Ansonsten ernährt er sich von Greyerzerkäse und Baguette das er aus dem Pepamobil mitgenommen hat. 

 

Meine Schwester ist leider am Sonntag verstorben. Ich hatte aber Zeit mich von ihr zu verabschieden und mit ihr ins Reine zukommen. Auch das waren natürlich sehr, sehr belastende Tage und Nächte.

 

Auf meiner Seite war noch der Rückflug ein Problem. Ist sollte ja wieder in Porto Alegre ankommen, doch der Flughafen ist bis Ende Monat geschlossen. Der Typ, der mir mein Ticket ausgestellt hat, hat sich wohl mit mir in Verbindung gesetzt, mir beteuert, dass er den Flug nach Caxias do Sul umgebucht hätte, aber mein Flug endet in Sao Paulo. Ich habe heute kurzerhand ein neues Ticket gekauft, meine Nerven brauchen diese Unsicherheit nun gerade wirklich nicht. 

 

Vom Wasserstand kommen eher gute News. Dieser sinkt pro Tag 20 Zentimeter. Douglas ist mit der Firma die unser Pepamobil aus der misslichen Lage bergen soll, in Kontakt. Sobald das Wasser noch 40 cm hat, wollen sie versuchen den Lkw zu holen.